NC FC 2 – Fight Night Hamburg – Anne Merkt im Interview

NO COMPROMISES 2 – Fight Night Hamburg
Nach der mehr als erfolgreichen Premiere im Pier 2 in Bremen, wird No Compromises FC 2 nun am 25. Mai 2013 in der Alsterdorfer Sporthalle in Hamburg stattfinden.

Hamburg kämpft!

Neben MMA wird es auch wieder Kämpfe aus den verschiedenen Teildisziplinen wie BJJ, Boxen, Judo u.s.w. geben.
Den Höhepunkt des Abends jedoch werden die beiden Titelturniere ausmachen.
Sowohl beim Turnier um den Leichtgewichtstitel der Männer, als auch beim Federgewichtstitel der Frauen werden 4 Kämpfer-/innen gegeneinander antreten um zu sehen wer an diesem Abend der oder die Beste sein wird.

Das Turnier der Damen ist eine absolute Premiere in Deutschland, noch nie gab es hierzulande einen MMA-Titelkampf der Frauen, geschweige denn ein Turnier um den Titel.

Bei letzterem wird die Hamburgerin Anne Merkt antreten um ihr MMA-Debüt zu geben.
Für Boxhaus nahm sich Anne ein wenig Zeit um uns Rede und Antwort zu stehen.

Boxhaus: Erst einmal vielen Dank, dass du dir für uns die Zeit nimmst, um ein paar Fragen zu beantworten. Für diejenigen, die dich noch nicht kennen…stell dich doch einmal persönlich vor.
Anne Merkt: Danke für das Interesse. Ich bin 27 Jahre alt, habe Psychologie studiert, arbeite jetzt als wissenschaftliche Mitarbeiterin in Frankfurt und schreibe eine Doktorarbeit über Erwachsene mit ADHS. Ju-Jutsu mache ich seit meinem neunten Lebensjahr. Auf meine Chance im MMA zu kämpfen warte ich schon seit ca. drei Jahren.

Du hast mit 9 Jahren mit Ju-Jutsu angefangen…wie kamst du damals zum Kampfsport und heute letztendlich zu MMA?
Meine Mutter hat einen Selbstverteidigungskurs bei der Sportvereinigung Polizei besucht und dann beschlossen, dass das auch was für mich wäre. Der Wechsel von Ballett auf Kampfsport war Rückblickend auf jeden Fall die richtige Entscheidung. Mit 12 hatte ich meinen ersten Wettkampf im Ju-Jutsu Fighting und bin dann irgendwann zum Ju-Jutsu Allkampf gewechselt. Ju-Jutsu Allkampf ist wie MMA eine Mischung der verschiedensten Kampfsportarten. Da sich im Allkampf leider wenig Gegnerinnen bei den Wettkämpfen fanden, hoffe ich schon seid längerem auf meine Chance im MMA zu kämpfen.

Verfolgst du MMA auch privat? Was denkst du über die nationalen und internationalen Kämpferinnen?
Ich verfolge Invicta und die Frauen in der UFC und weiß meistens welche Kämpfe anstehen und wer grade gewonnen hat. Leider komme ich sehr selten dazu mir alle Videos anzuschauen. Ich denke die internationalen Frauen sind sehr stark. National haben wir auch einige gute Kämpferinnen, aber leider sieht man auch noch viel zu oft Kämpfe von Kämpferinnen die nicht gut vorbereitet sind. Da kann ich verstehen, wenn einige sagen, dass es keinen Spaß bringt sich das anzugucken. Andererseits ist es aber auch für Frauen in Deutschland noch sehr schwer zu Kämpfen zu kommen. Diese braucht es aber, um sich weiter zu entwickeln. Ich denke mit der Möglichkeit zu kämpfen wird auch das Niveau und hoffentlich die Anzahl der nationalen Kämpferinnen rapide ansteigen.

Du trainierst im Combat Team Hamburg, erzähl uns ein wenig über das Team…
Wir trainieren in der Sportvereinigung Polizei in Hamburg und kämpfen im Ju-Jutsu Allkampf, Ju-Jutsu Fighting, im Kickboxen, Grappling, BJJ und einige von uns auch im MMA. Für mich spielt das Team eine sehr große Rolle in meinem Leben. Es war einer der Hauptgründe warum ich unbedingt einen Studienplatz in Hamburg haben wollte und auch ein guter Grund jede Woche von meinem Arbeitsplatz in Frankfurt nach Hamburg zu fahren. Ich schöpfe aus dem Team sehr viel Kraft. Bei uns ist der Begriff Team auch wirklich Programm. Wir werden immer wieder auf Wettkämpfen darauf angesprochen und ich denke was uns ausmacht ist, dass es keine Rangunterschiede gibt. Diejenigen, die vor großem Publikum MMA kämpfen sind nicht mehr Wert als die anderen und jeder kann etwas beitragen. Dies merke ich auch in der Vorbereitung. Am Wochenende trainieren wir oft schon um 11 Uhr und trotzdem sind alle da, um sich als Sparringspartner zur Verfügung zu stellen. Auch wenn sie das ganze Training etwas abbekommen feuern sie mich am Ende trotzdem noch an.

Wie wurdest du angenommen? Hatten deine männlichen Kollegen „Berührungsängste“?
Da ich von klein auf im SVP und im Combat Team Hamburg unterwegs bin, hatte ich dort nie Probleme. Allerdings habe ich bei Auslandsaufenthalten und in Frankfurt auch in anderen Gyms trainiert und da waren die Männer schon oft verunsichert. Negative Reaktionen habe ich nie erlebt und die meisten merken schnell, dass ich auch etwas kann und trainieren dann gerne mit mir. Allerdings gab es auch einige, die nicht so recht wussten wie sie mit mir umgehen sollten oder Angst hatten vor den anderen Männern bloßgestellt zu werden. In solchen Fällen halte ich mich dann zurück und lasse Techniken oder Treffer zu. Wenn es einem Trainingspartner dann nur um das Gewinnen im Training geht, ist für mich das Verletzungsrisiko einfach zu groß. Ich freue mich sehr, wenn ich diesen Aha-Moment erleben darf, wo jemand merkt, dass das Geschlecht für das Kämpfen eigentlich keine Rolle spielt.

Du musstest nun schon zwei Mal einen potentiellen Kampf verabschieden…nun ist es endlich soweit. Ist die Aufregung vor dem Debüt groß? Oder freust du dich, nun endlich zeigen zu können was du kannst?
Ich freue mich sehr auf die Herausforderung. Ich suche seit Jahren die Möglichkeit mich mit Gegnerinnen auf diesem Niveau zu messen. Ich war vor ein paar Jahren sogar schon fest entschlossen aufzuhören, weil ich das Gefühl hatte mich ohne Gegnerinnen einfach nicht weiter entwickeln zu können. Ich habe mich auch schon im Kickboxen, Grappling und BJJ versucht, aber letztendlich reizt mich die Mischung aus Allem am Meisten. Ich habe meine Aufregung eigentlich ganz gut im Griff. Ein Event wie dieses habe ich aber noch nicht erlebt. Im Moment freue ich mich einfach nur wahnsinnig darauf!

Erstmalig wird es bei NC FC 2 in Deutschland ein 4-Frauen Turnier im MMA um den Titel geben…du triffst im Halbfinale auf Jessy Schwarz. Wie laufen die Vorbereitungen?
Ich sollte ja schon mal gegen Jessy kämpfen und der Kampf kam leider nicht zustande. Ich freue mich sehr darauf jetzt endlich die Möglichkeit zu bekommen. Ich bin so fit wie noch nie zuvor und fühle mich gut vorbereitet.

Wenn du dir für das Finale eine Gegnerin aussuchen dürftest…wer wäre deine Wunschgegnerin? Alexandra Buch oder doch Holländerin Jannie Schmits?
Na, die bessere von beiden natürlich! Ich kenne Alexandra schon lange und schätze sie sehr. Sie ist eine gute und faire Kämpferin und es wäre mir eine Ehre gegen sie zu kämpfen. Ich glaube die Möglichkeit würde ich so schnell nicht wieder bekommen. Über Jannie weiß ich leider so gut wie gar nichts, außer dass sie aus dem Stand-Up kommt. Auch das ist natürlich eine Herausforderung, vor allem wenn sie im Halbfinale Alexandra besiegt. Ich denke ich bin bestmöglich vorbereitet und wir werden sehen, wie weit ich damit komme.

Freust du dich, als Lokalmatadorin an den Start zu gehen? Ist dies für dich Motivation, oder erhöht es den Druck auf dich?
Für den Kampf ist es relativ egal wo der Ring steht. Ich werde außer mir, meiner Gegnerin und meinem Coach eh nicht viel mitbekommen. Nach dem Kampf ist es natürlich toll in Hamburg zu sein. Egal ob ich gewinne oder verliere. Außerdem ist die Hamburger Sporthalle eine tolle Location. Sie ist ein Ort mit dem fast jeder Hamburger positive Erinnerungen verbindet und für mich als gebürtige Hamburgerin ist es unbeschreiblich dort einlaufen zu dürfen. Momentan freue ich mich einfach drauf, aber was meine Nerven machen, wenn es so weit ist? Keine Ahnung.

Was bedeutet es für dich, beim ersten Turnier um einen Frauentitel im MMA in Deutschland dabei sein zu dürfen? Du könntest quasi Geschichte schreiben…
Naja, das ist als Debüt schon eine sehr große Herausforderung. Ich merke das schon an dem medialen Interesse, das habe ich noch bei keinem unserer Kämpfer erlebt. Trotzdem versuche ich das auszublenden und einfach eine gute Leistung abzuliefern. Mir ist bewusst wie groß die Ehre und die Verantwortung sind. Wenn wir gute und spannende Kämpfe abliefern, werden auch weitere Frauen die Chance erhalten zu kämpfen. Ich hoffe einfach, dass ich das was ich kann auch wirklich umsetze. Ich warte seit Jahren auf meine Chance und eine dieser Art wird nie wieder kommen.

Wie bekommst du die Wettkampfvorbereitungen mit deinem privaten Leben wie z.B. Arbeit unter einen Hut?
Das ist schon sehr schwierig. Ich mag meinen Job sehr gerne, aber er ist auch anspruchsvoll und zeitaufwändig; gerade jetzt, wo kurz ich vor der Abgabe der Doktorarbeit stehe. Das erfordert dann schon viel Organisation und Disziplin. Auch meine Freunde haben in den letzten Wochen wenig von mir gehört. Aber das ist es auf jeden Fall wert! Im letzten Jahr habe ich mich so viel weiter entwickelt, wie in den drei Jahren davor und das vor Allem, weil ich wieder ein konkretes Ziel vor Augen habe. Außerdem ist der Sport auch ein wichtiger Ausgleich zum Job und anders herum.

Wie denken Freunde und Familie über deinen Sport?
Da ich Kampfsport mache seit ich klein bin, kennt mich eigentlich keiner ohne und ich gehe auch sehr offen damit um. Auch im Job. Die Reaktionen sind immer positiv und interessiert. Allerdings werden die Meisten nach NCFC zum ersten Mal die Möglichkeit haben sich den Sport auch im Video anzusehen. Ich bin gespannt wie die Reaktionen dann ausfallen.

Du hast Psychologie studiert…meinst du das gibt dir einen mentalen Vorteil gegenüber deinen Gegnerinnen?
Nein, ich denke eher nicht. Ich habe ja keine Gelegenheit länger mit den Gegnerinnen zu sprechen und den Kurs zum Gedankenlesen habe ich im Studium irgendwie verpasst. Wenn ich einen mentalen Vorteil habe, dann durch die große Anzahl an Wettkämpfen, an denen ich im Laufe der Jahre teilgenommen habe, aber dafür haben Jessy und Alexandra schon Erfahrung im MMA.

Was hast du sportlich für deine Zukunft geplant? Bleibst du beim MMA? Oder wirst du weiterhin beim Grappling oder BJJ bleiben?
Ich plane zur Zeit nur bis zum 25. Mai Ich hatte die Hoffnung auf einen MMA Kampf schon fast aufgegeben und werde erst einmal sehen, wie es am 25. läuft. Auf jeden Fall kämpfe ich lieber in Regelwerken, wie Allkampf oder MMA, welche die verschiedenen Kampfsportarten vereinen.

Was macht die private Anne?
Neben Sport und Job im Moment nicht viel. Nach dem 25.05. werde ich jede Menge Freunde anrufen und außerdem hoffe ich, dass ich dann wieder zum Kitesurfen komme.

Dann möchte ich dir die letzten Worte überlassen…
Bitte gebt den Frauen im MMA eine Chance! Sowohl im Training als auch bei den Kämpfen. Danke an Gökhan Aydin für die Chance bei No Compromises FC kämpfen zu dürfen. Ganz besonders möchte ich mich beim Combat Team Hamburg bedanken: Danke für die Zeit, die ihr investiert und dass ihr immer hinter mir steht!


Übrigens…wer am 25.05. noch am schlottern ist, dass er das Champions League Finale verpassen könnte…auch dem hat der Veranstalter ein besonderes Schmankerl anzubieten.
Zum ersten Mal stehen sich im Champions League Finale zwei deutsche Fußballvereine gegenüber, Borussia Dortmund und der FC Bayern München.
Auf fast 15qm großen Videowänden wird das Finale LIVE übertragen…somit wird es spannende Kämpfe im Ring und Fußball auf der großen Leinwand geben.

Karten für das Event bekommt ihr im Facebook Ticket Shop, oder über Eventim und allen lokalen CTS Vorverkaufsstellen.

Die Fightcard findet ihr auf der Seite von No Compromises FC.

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