Meidbewegungen und Co.

Heute möchte ich mich einmal dem Thema Meidbewegungen und Ausweichbewegungen widmen.
Im Boxen, Muay Thai oder auch MMA ist das Vermeiden von Treffern mindestens genauso wichtig, wie das eigene Treffen des Gegners.

Wie also vermeide ich, dass mein Gegenüber mich trifft? Wir versuchen mit Meid- oder Ausweichbewegungen dem gegnerischen Angriff auszuweichen, oder den Treffer zu vermeiden.

Ein großer Vorteil der Meid- oder Auschweichbewegung ist nicht nur das vermeiden des eigenen Treffers, sondern auch die hervorragende Möglichkeit eines erfolgreichen Konters.

Vielen kommt bei den Meidbewegungen das spielerisch wirkende bewegen des Kopfes in den Sinn. Das ist auch richtig…aber ich beobachte oft Schüler, wie sie lediglich versuchen mit dem Kopf auszuweichen oder ihn hin und her bewegen, der Rest des Körpers bleibt starr.

Es ist aber nicht alleine der Kopf der sich hier bewegen sollte…rollt eure Schulter, geht ein wenig in die Knie, der ganze Körper ist in Bewegung.

Welche Möglichkeiten gibt es also?

Blocken
Wir stehen in Kampfstellung und haben die Deckung oben. Die einfachste Art des vermeiden eines Treffers ist das Blocken.
Blocken wir zum Beispiel den Jab des Gegners…kaum ein Kampf wird ohne Jab stattfinden.
Schlägt der Gegner nun in Richtung des Kopfes, blocken wir diesen Schlag mit unserer Schlaghand (gehen wir von der Linksauslage aus, ist die Schlaghand rechts).
Stellt euch das ganze so vor, als würdet ihr seinen Schlag zurückstoßen…schlagt seine Hand nicht nach unten, dadurch ist euer Kopf nicht mehr gut geschützt. Stoßt seinen Schlag zurück, lediglich eine kleine Bewegung.
Und nicht vergessen, nach dem Block gleich wieder zurück in die Doppeldeckung.

Weitere Blockbewegungen sind zum Beispiel der Schulterblock, oder auch der Ober- und Unterarmblock. Hier möchte ich aber nicht zu sehr abschweifen…bei Interesse kann man die einzelnen Blockmöglichkeiten gerne mal in einem anderen Artikel ausführlich beschreiben.

Macht euch nicht zu viel Stress…wenn ihr die Schläge nicht kommen seht oder einfach nicht schnell genug seid…üben, üben, üben…das kommt nicht von heute auf morgen!
Man erlernt die richtige Bewegung erst nach einiger Zeit…der Körper brauch ein wenig, bis das ganze unbewusst abläuft. Nehmt euch bitte Zeit! Die Bewegungen sollen schließlich richtig „gespeichert“ werden…falsche Bewegungsmuster sind nur sehr schwer zu korrigieren.
Also…geht langsam an die Sache…

Ein weiterer Punkt, den man nicht außer Acht lassen sollte…die Meidbewegung sollte nicht übertrieben werden, die Bewegung sollte minimal sein…gerade so viel, dass dem Angriff ausgewichen wird. Wenn ihr die Bewegung zu lange macht, dauert es ebenso zu lange um mit einem Gegenschlag zu kontern…außerdem besteht die Gefahr bei einer zu großen Bewegung, dass die Bewegung den Mittelpunkt eures Körpers verlagert und ihr somit das Gleichgewicht verliert.
Also: Eine kleine und kurze Meidbewegung ist in vielerlei Hinsicht besser.

Abducken und Ausweichen
Im Grunde könnt ihr in alle Richtungen ausweichen…nach unten, zur Seite…oder eben auch das Rückneigen bietet sich an.
Wichtig beim Abtauchen ist, dass ihr euch nicht nach vorne lehnt, euch quasi nur bückt…ein Fehler den man gerade bei Anfängern oft sieht…die Bewegung soll nicht aus dem Rücken kommen, viel mehr aus den Beinen.
Die Position des Oberkörpers bleibt eigentlich wie sie ist und man taucht mit den Knien ab…die Deckung bleibt oben, der Blick bleibt am Gegner…geht lediglich in die Knie und taucht unter dem Schlag des Gegners ab.
Wie schon erwähnt…macht die Bewegung nicht zu groß…geht nicht zu weit in die Knie, ansonsten dauert die Bewegung zu lange und raubt euch unnötig Kraft.

Eine gute Übung hierfür ist das „wischen“ über den Kopf des Gegners…links, rechts…
Der Schüler geht in Kampfstellung und der Partner zieht langsam mit ausgestreckter Hand auf Kopfhöhe eine große Bewegung durch…der offensive Part geht in die Knie und duckt sich…immer wieder…immer wieder.

Natürlich kann man genauso zur Seite und nach hinten ausweichen. Versucht auch hier mit einem Gegenschlag zu kontern. Weicht ihr nach hinten aus, was sehr gut bei geraden Schlägen des Gegners zum Kopf funktioniert, dann nutzt den Schwung, den ihr bei der Bewegung zurück einsetzt um mit einer Geraden zu kontern.
Weicht ihr zur Seite aus, könnt ihr euch auch ein wenig über die Hüfte abrollen und beim Konter zum Beispiel einen Seitwärtshaken einbauen.

Rückschritt
Ebenso simpel wie wirksam ist die Ausweichbewegung indem man einfach einen schnellen und kurzen Schritt nach hinten macht. Dies gehört eindeutig zum kleinen Einmaleins des Boxens. Wir alle sollten unter anderem mit der Beinarbeit anfangen…wir lerne die kleinen Schritte um vorwärts und rückwärts zu gehen.
Schlägt der Gegner also in unsere Richtung, bewegen wir uns kurz nach hinten…nur ganz flach und nicht zu weit nach hinten, schließlich wollen und können wir von hier aus wieder mit einem Gegenangriff kontern.

Meidbewegungen lassen sich auch super im Aufwärm-Programm einbauen…richtig…beim Schattenboxen! Simuliert in eurem Kopf einen Kampf und trainiert alle Bewegungsabläufe, darunter auch Deckung, Meidbewegungen und Konter. Und vor allem, nehmt das Schattenboxen ernst!

Ein kleiner aber enorm wichtiger Tipp: Nicht nur, dass ihr nach jeder Meidbewegung einen Konterschlag einbringen solltet…so ist es auch ratsam, nach jedem Angriff, jedem Schlag, jeder Combo zu versuchen als Abschluss den Kopf zu bewegen. So liefert ihr dem Gegner kein leichtes Ziel nach eurem Angriff. Denn, genauso wie ihr nach dem Ausweichen einen Konter einbauen solltet, wird es mit Sicherheit auch der Gegner versuchen.

Nehmt euch beim nächsten Training also einmal Zeit für die Meid- und Ausweichbewegungen. Probiert verschiedene Techniken um nicht getroffen zu werden. Natürlich ist der richtige Schlag wichtig, aber ebenso sollte man nicht vergessen an der Verteidigung zu arbeiten…und Meidbewegungen sind sehr, sehr wichtig.

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