Quantität vor Qualität? – Das Wirtschaftskonzept der UFC

UFC – diese drei Buchstaben standen viele Jahre für die absolute Elite im MMA. Die besten Kämpfer aus allen Ländern der Welt standen sich im Octagon gegenüber und ermittelten in guter alter „Kumite“-Tradition (van Damme-Fans werden sich erinnern), wer der Champion ist. Wie es scheint, ist es durchaus denkbar, dass die UFC ihre Firmenpolitik jetzt etwas ändert.

Die Hintergrundinfos: Am 4. Januar wird die UFC ihre erste Veranstaltung in Singapur abhalten. Dabei hat sie sich anscheinend die Frage gestellt, was mehr lokale Zuschauer in die Halle strömen lässt. Die Antwort, die dabei gefunden wurde, war denkbar einfach: ein erfolgreicher lokaler Kämpfer! Nun gut, an sich keine schlechte Idee, verfährt die Organisation doch seit längerem so, dass in den Shows im Ausland auch einheimische Kämpfer in den Vorkämpfen zum Einsatz kommen. Dieselbe Taktik wendet Bellator an und mitunter sollen auf diese Art ja auch schon sehr talentierte Kämpfer entdeckt worden sein.

Die Problematik der Veranstaltung in Singapur ist aber jene: die UFC hat keinen lokalen Champion, der seine letzten 15 Kämpfe per Submission in unter 10 Sekunden gewonnen hat unter Vertrag genommen, sondern einen Kämpfer, der bisher ganze 2! Profikämpfe bestritten hat. Und seit über 2 Jahren nicht mehr im Ring stand.

Zwar konnte Royston Wee, so der Name des Mannes, diese beiden Kämpfe gewinnen, doch sei angemerkt, dass seinen beiden Gegner zusammen über eine Bilanz von 0-3 verfügen. Es ist also einerseits mehr als fraglich, ob dieser Mann das Niveau hat, um in der besten Liga der Welt zu kämpfen und andererseits, ob es wirklich nötig ist, ihn direkt in das Haifischbecken UFC zu werfen. Ein Platz bei TUF:China hätte es ja fürs erste auch mal getan.

Warum die UFC diesen Schritt geht dürfte recht klar sein: aus wirtschaftlichen Gründen. Mehr Ticketverkäufe sind erhofft, wenn ein einheimischer Kämpfer in den Ring steigt. Inwiefern sich die Verantwortlichen aber damit einen Gefallen tun, sei dahin gestellt. Uninteressante Fight Cards und damit einhergehend fallende PPV-Verkäufe sprechen da eine andere Sprache. Ob der Ansatz der UFC letztlich aufgeht, Quantität vor Qualität zu setzen, kann zwar momentan noch niemand voraussagen, es ist aber zu bezweifeln. Wobei man der UFC zu Gute halten muss, dass sie die einzige große Organisation ist, die bisher wirtschaftlich nicht nur überlebt, sondern einiges an Gewinnen abwirft.

Die Zugkraft früherer Tage, in denen jeder Kämpfer alles getan hätte, um in der UFC anzutreten, hat sie aber scheinbar verloren. Das eventuell beste Leichtgewicht der Welt, Shinya Aoki, sowie sein Evolve MMA-Teammitglied Eddie Ng haben ein Angebot der UFC aus „wirtschaftlichen Gründen“ abgelehnt und werden weiter für One FC kämpfen.

About The Author

Related posts