Interview mit Oliver Copp – Teil 2

Oliver Copp ist redaktionell für die deutsche Vertretung von UFC.com verantwortlich, ein Mann der ersten Stunde und er übersetzt während der Live Übertragungen die Ecken der deutschen Kämpfer für das internationale Publikum. Mit Tobias Drews ist er die deutsche Stimme der UFC. Wir freuen uns, ihn für ein Interview (Teil 2) gewonnen zu haben.

Oliver Copp

Wie hoch stehen die Chancen dass wir die UFC wieder im Free TV sehen?

OC: Nachdem die Fakten eindeutig sind und das Bundesverfassungsgericht die Klage von Zuffa angenommen hat, sehe ich die Chancen gut bis sehr gut. Ich weiß nur im Moment nicht, ob das Durchfechten vor Gericht sonderlich sinnvoll ist. Mit New York gibt es zurzeit andere Baustellen, die im Big Picture viel wichtiger sind. Gleichzeitig muss man generell die Sinnfrage stellen, sich in einem Markt abzumühen, in dem man mit viel Energie und noch mehr Anfeindungen seine Shows vor weitestgehend nicht-deutschen Fans veranstalten kann, wenn man statt dessen nach Schweden oder nach England gehen kann und mit deutlich weniger Aufwand zu ähnlichen Ergebnissen kommt. Ja, Deutschland ist im europäischen Kontext ein wichtiger Markt, aber wenn es meine Entscheidung wäre, würde ich auf absehbare Zeit die Finger von Deutschland lassen und die Zeit in neue Märkte stecken.

Warum hat die UFC den geplanten Event für 2013 wieder abgesagt?

OC: Absagen kann man nur etwas, das man offiziell angekündigt hat. Nur weil ein Offizieller im Gespräch mit Groundandpound erwähnte, dass man 2013 wieder nach Deutschland kommen wolle, kann man daraus nicht ableiten, dass es sicher passieren wird. Ich kann jetzt auch nicht aus dem Nähkästchen plaudern, aber bei europäischen Events gibt es immer nur ein ganz schmales Fenster, das für sie infrage kommt. Wenn das, was man dort vorhat, durch Niederlagen bestimmter europäischer Kämpfer, die kurz vor einem Titelkampf standen, oder durch die Verletzung des Lokalmatadors zeitlich unmöglich wird, wird die Idee auch wieder verworfen. Es macht wenig Sinn, mit einer 0815-Show nach Deutschland zurück zu kommen, nur um das zu erfüllen, was man ein halbes Jahr zuvor gesagt hatte, denn davon hat im Endeffekt niemand etwas – nicht die UFC, nicht der lokale Veranstalter und auch nicht die Fans.

Hast du versch. MMA Bücher gelesen? 

OC: Dadurch, dass ich viel unterwegs bin, lese ich die meisten neuen Biographien, sobald sie herauskommen. Meine persönlichen Favoriten waren die Bücher von Stitch, Jens Pulver, Matt Hughes, Randy Couture und John McCarthy. Auch das erste Buch von Forrest Griffin war amüsant. Die Finger lassen würde ich von den Büchern von Chuck und Tito.

Hast du „Here comes the boom!“ gesehen? Wie fandest du den Film? Hat es der UFC etwas gebracht hier mit ihrenen Namen zu werben?

OC: Ich habe den Film nicht gesehen.

Was hälst du von Randy Coutures Agament bei Bellator?

OC: Randy muss am Ende des Tages das tun, was ihn weiterbringt. Ich persönlich finde es sehr schade, wie er sich in den letzten Jahren Geschäftspartnern wie Zuffa gegenüber verhalten hat. Er stellt es gern so dar, dass immer die anderen die Schuld tragen, aber die belegbaren Fakten sprechen eine andere Sprache. Ich weiß nicht, ob er schlecht beraten ist oder ob es an ihm selbst liegt, aber während Randy in sportlicher Hinsicht immer eines meiner Idole bleiben wird, weiß ich über den Menschen und den Geschäftsmann Randy Couture inzwischen so viel, dass mein Respekt ihm gegenüber sehr gelitten hat.

Kann Ryan Couture wie sein Vater zu werden?

OC: Ryan ist ein guter Kämpfer, bringt aber nichts mit, was ihn zu einem sehr guten Kämpfer machen wird. Der Name Couture ist zudem mit so hohen Erwartungen behaftet, dass er für ihn eher ein Hindernis sein wird.

Wie denkst du über einen möglichen GSP vs Anderson Silva Kampf?

OC: Ich halte – übrigens wie die Mehrheit der Medienvertreter – überhaupt nichts von einem GSP vs Silva Fight. Die beiden sind körperlich so unterschiedlich gebaut, dass es kein fairer Kampf für den Kanadier wäre. Ich rechne damit, dass Silva ihn auf den Beinen zerpflücken würde. Die beiden sind aus gutem Grund in unterschiedlichen Gewichtsklassen. GSP ist ein „normales“ Weltergewicht, während Anderson Silva ein „schweres“ Mittelgewicht ist. Für meine Begriffe ist der richtige Weg, Jones vs. Silva zu versuchen. Sie sind in der Realität in etwa gleich groß, gleich schwer und ähnlich gebaut. Ich würde den Kampf aber bald machen, da mit jedem Monat, der ins Land zieht, das Pendel mehr in Richtung Jon Jones ausschlagen wird.

Haben die Strike Force Fighter in der UFC langfristig eine ernsthafte Chance?

OC: Klar haben sie die. Die Frage ist für mich nur immer, ob Kämpfer aus den „kleineren“ Ligen auf Augenhöhe mit den UFC-Kämpfern sind oder eher eine Kategorie darunter anzusiedeln sind. Bei der WEC hat sich herausgestellt, dass ihre Fighter ganz sicher auf Augenhöhe waren. Bei Strikeforce sieht es so aus, als ob sie mithalten können, die Spitzenleute aber nicht ganz mit denen der UFC mithalten können. Nick Diaz sah bei Strikeforce unzerstörbar aus, bei der UFC bekam er aber weder gegen Carlos Condit noch gegen GSP ein Bein auf den Boden. Gilbert Melendez wird eine ähnliche Erfahrung machen.

Wenn Dennis seinen nächsten Kampf gegen Cub Swanson gewinnt, bekommt er dann einen Titelkampf?

OC: Das kann nur Sean Shelby, der Matchmaker des Federgewichts, beantworten. Meine Meinung ist, dass Dennis ihn mit einem dominanten vorzeitigen Sieg gegen Cub Swanson verdienen würde. Ein weiterer Fight über die Distanz könnte zu einem Ausscheidungskampf gegen jemanden wie Frankie Edgar führen.

WF: Warum kommentieren Tobias Drews und Du nicht wie die amerikanischen Kollegen Mike Goldberg and Joe Rogan?

OC: Mit einem Kommentar à la Goldie und Rogan hätten wir für die Programme der UFC nie eine Sendegenehmigung bekommen. Die Art und Weise, wie Tobias und ich kommentiert haben, wurde in etlichen Prüfberichten als einer der wesentlichen Gründe genannt, warum trotz „gewaltbetonter Szenen“ keine Jugendgefährdung gegeben war. Und obwohl ich mich mit meinen Kommentar gegenüber der Zeit beim Wrestling deutlich zurückgenommen hatte, bekam ich mehrfach die Bitte vom Sender, noch mehr vom Gas zu gehen, weil die UFC Sport ist und kein Wrestling.

Du arbeitest ja bei P7S1. Was kannst du uns zum Deal mit der WWE sagen, dass man demnächst auf Pro7 Fun „WWE Superstars“ bringt.

OC: Gerade weil ich bei ProSiebenSat.1 tätig bin, kann ich Dir dazu nichts sagen. Ich bin kein Unternehmenssprecher.

Hat die die Vertonung der „World of Wrestling“ Shows Spaß gemacht?

OC: Unbedingt! Wir hatten viele stressige Marathonvertonungen, bei denen man dann abends auch mal heim ist und von Wrestling nichts mehr sehen und hören wollte, aber der Spaß kam nie zu kurz, und in der Rückbetrachtung hatte ich mit Nic, Mike, Lenz und David die lustigsten Jahre meines Kommentatorenlebens.

Hast du  Kontakt zu den Kollegen von damals?

OC: Mike und ich haben ab und an Kontakt, weil wir immer noch im selben Dunstkreis arbeiten. Nic sah ich zum letzten Mal, als er für die UFC Voiceovers gemacht hat. Ansonsten muss ich gesehen, dass ich kaum noch Kontakt zu den Kollegen von damals habe, was aber eher darauf zurückzuführen ist, dass uns das Leben in den letzten elf Jahren in unterschiedliche Richtungen geschoben hat. Wenn sich unsere Wege wieder kreuzen, bin ich aber überzeugt davon, dass es so sein wird, als wäre man nie weg gewesen.

Der PAY-TV Sender „Premiere“ (heute Sky)  hatte die UFC nicht lange im Programm..

OC: Premiere war erst sehr glücklich mit den Zuschauerzahlen der UFC-Shows – gerade die Specials auf Premiere Sport waren Woche für Woche in der Top 5 der meistgesehenen Sendungen über alle Sender hinweg –, ließ dann aber nach und nach den Enthusiasmus vermissen, mit dem sie die UFC ursprünglich ins Programm geholt hatten. Es wurde kaum mehr Werbung gemacht, es gab keine weiteren Specials bei Premiere Sport, und nachdem die UFC damals ja auch unregelmäßig veranstaltet hat, bröckelten die PPV-Verkäufe nach und nach. Irgendwann machte es für Zuffa keinen Sinn mehr, die Kooperation weiterzuführen.

Ist die „Boxlobby“ zu stark?

OC: Niemand mag es, wenn ein neuer Sport nach Deutschland kommt und drei Monate nach Ausstrahlungsbeginn auf einem Sender der zweiten Reihe eine der größten Hallen Deutschlands vollmacht. Das muss man verstehen. Ich halte nichts davon, die große böse Boxlobby als Grund vorzuschieben, warum alles politisch so schwierig ist, aber unbeteiligt ist sie an der Situation bestimmt nicht.

Warum geht man zu den Medien Tagen wenn man weiß, man begegnet dem MMA Sport nicht positiv?

OC: Man hätte mit dem Klingelbeutel gepudert sein müssen, um das bei der Besetzung nicht zu erkennen. In meinen Augen ist eines der Hauptprobleme hier in Deutschland, dass kaum mehr jemand bereit ist, zu einer unpopulären Meinung zu stehen und für sie zu kämpfen. Klar wusste ich, was mich dort erwartet, aber wenn niemand die Eier in der Hose hat, für das einzutreten, an das er glaubt, ist der Kampf schon verloren. Alles in allem war das Feedback der Zuhörer im Saal nach der Veranstaltung jeden Schlagabtausch wert. Wenn unbeteiligte Dritte sich über die einseitige Ausrichtung des Panels und der Inhalte echauffieren, ist schon der Großteil der Arbeit getan.

Wie denkst Du über Rage?

OC: K1 hat ja seit Jahren finanzielle Probleme und muss deswegen innovativ sein und neue Dinge versuchen. Im Moment überzeugt mich das neue Konzept nicht, aber frage mich in einem Jahr oder zwei nochmal.

Wie denkst Du über einen Fight zwischen Vince McMahon & Dana White?

OC: Dana hätte Vince zum Frühstück verspeist… zwischen den beiden liegen 25 Jahre und 20 Jahre echte Kampfsporterfahrung vs. kosmetischer Muskelaufbau. Trotzdem eine lustige Idee!

Vielen Dank fürs Interview.

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