Boxen vs. MMA – woher stammt die Rivalität?

Wenn wir über medial präsenten Kampfsport reden, gibt es eigentlich nur zwei Arten, bei denen man wirklich von einer starken Präsenz im Fernsehen sprechen kann. Auf der einen Seite das allgemein (und vor allem von der Politik!) akzeptierte, quer durch alle Gesellschaftsschichten angesehene Boxen.

Bei den Kämpfen der großen Boxer, nehmen wir z.B. die Klitschkos, tummelt sich die deutsche A- bis F-Prominenz am Ring, wobei vor allem die Letztgenannten ihre Gesichter bei jeder Möglichkeit in die massenhaft anwesenden Fotoapparate und Kameras halten, um ein wenig des medialen Glamours abzubekommen.

Auf der anderen Seite haben wir die Mixed Martial Arts. In Deutschland (momentan noch) mit einem Sendeverbot belegt, ist der Sport vor allem in den USA in ungeahnte Höhen gewachsen und kann, wie die Boxevents, bei den großen Veranstaltungen der UFC eine Reihe prominenter und nicht ganz so prominenter „Stars“ als Fans verzeichnen. An und für sich also keine schlechte Situation, beide Sportarten sind durchaus interessant, haben ihre Fans und sind weitestgehend erfolgreich unterwegs.

Umso mehr verwundert es also, dass vor allem Boxer sich immer wieder genötigt fühlen, die MMAler im Speziellen oder das MMA im Allgemeinen zu diskreditieren.

Beispiele gibt es zur Genüge, man denke nur an James Toneys Aussagen vor seinem Kampf gegen Randy Couture (den er im übrigen in der ersten Runde per Submission verlor), die Beschimpfungen von Bob Arum, der die MMA-Zuschauer einen „Haufen von Skinheads und Homosexueller“ nannte.

Nicht zu vergessen die Angriffe von Floyd Mayweather , der 2009 in einem Interview davon ausgeht, dass die Weißen MMA nur „erfunden“ haben, weil Schwarze und Hispanics das Boxen dominieren (Klitschkos anybody?) und MMA nur für „beer drinkers“ wäre, während Boxen jeden anspräche.

Dass er seine Meinung dem MMA gegenüber nicht geändert hat, verdeutlichte er im Mai diesen Jahres, als er über seien Gegner Robert Guerrero sagte, dieser sei ein dreckiger Kämpfer und würde sich daher wohl gut im MMA machen.

Die neuste Attacke ging letzte Woche von Adrien Broner aus, der in einem Video-Interview sagte, dass MMA im Gegensatz zu Boxen kein richtiger Sport sei. Jeder könne im MMA Weltmeister werden, während man fürs Boxen geboren sein müsse.

Das sind nur einige Beispiele für die Angriffe, die sich der MMA-Sport seitens der professionellen Boxer seit langer Zeit ausgesetzt sieht. Umgekehrt hört man nur recht wenige Seitenhiebe von MMA-Kämpfern in Richtung des Boxens.

Es stellt sich also die Frage, was die professionellen Boxer dazu treibt, eine gesamte Sportart zu diskreditieren. Ist es die Angst, dass der MMA-Sport dem Boxen früher oder später im Zuschauerinteresse und der Bezahlung den Rang abläuft? Denken Menschen wie Mayweather und Broner wirklich, dass MMA eine Sportart von und für Idioten ist? Oder ist es in bester „Chael-Sonnen-Manier“ einfach nur trash talking at its best der us-amerikanischen Boxer? Möglich wäre es immerhin, hat man von Seiten der Klitschkos doch meist nur lobende Worte für die MMAler gehört.

Die Frage können wir selbstredend nicht beantworten, das könnten die Sportler nur selbst. Es ist aber extrem schade, dass zwei so interessante Sportarten wie Boxen und MMA, die in der Fangemeinde wahrscheinlich eine recht große Schnittmenge haben, anscheinend nicht friedlich nebeneinander existieren können. Eine Existenzberechtigung haben beide.

Wir wissen nicht, was die Zukunft bringt, aber man wird mit ziemlicher Sicherheit davon ausgehen können, dass eine friedliche Co-Existenz auch die nächsten Jahre noch Utopie bleiben wird.

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