Sturms letztes Hurra?

GlovesHeute Abend steigt einer von vielen Fans erwarteter Kampf. Felix Sturm und Robert Stieglitz treffen aufeinander. Für beide Kämpfer geht es dabei um mehr, als um den Sieg in einem Boxkampf – es geht um ihre Karriere. Insbesondere für den inzwischen fast 36 Jahre alten Sturm dürfte es die letzte Chance sein, nochmal an der absoluten Weltspitze anzugreifen.

Während Stieglitz mit 31 Jahren noch einige Jahre Zeit hat, um sich auch nach einer Niederlage wieder nach oben zu arbeiten, würde eine weitere Niederlage für Sturm wohl endgültig das Aus als Titelkandidat bedeuten.

Schaut man sich seine letzten Kämpfe an, so ist diese Bilanz alles andere als eindrucksvoll: galt Sturm bis zum Jahr 2012 noch als einer der besten Mittelgewichtskämpfer unserer Zeit, der 2004 ohne die freundliche Mithilfe der us-amerikanischen Punktrichter sogar den großen Oscar de la Hoya geschlagen hätte, konnte er nur zwei seiner letzten fünf Kämpfe gewinnen. Dem steht ein No Contest sowie eine Niederlage gegen Sam Soliman sowie eine weitere Niederlage gegen Daniel Geale gegenüber.

In seinem letzten Duell verlor er eine klare Punktentscheidung und den IBF-Titel an den Australier Soliman mit einer wenig inspirierenden Leistung, die wenig Hoffnung auf Besserung macht. So scheint das Duell gegen Stieglitz die letzte Chance für den viermaligen Weltmeister von 2003, 2006, 2007 und 2012, seiner Titelsammlung noch einen weiteren Titel hinzuzufügen.

Und an diese Chance klammert sich der Leverkusener. Kurz nach seiner katastrophalen Niederlage gegen Soliman trennte er sich von seinem langjährigen Trainer Fritz Sdunek und tat sich mit Magomed Schaburow, dem Ex-Trainer von Ruslan Tschagajew zusammen.

Wie Sturm mit diesem für ihn eher ungewohnten Druck in diesem Alles oder Nichts-Kampf umgeht, bleibt abzuwarten. Denn ihm steht mit Stieglitz ein Gegner gegenüber, den man durchaus nicht als Fallobst bezeichnen kann.

Robert Stieglitz mag zwar nicht der technisch beste Boxer der Welt sein, dafür überzeugt er mit einem enormen Kämpferherz und macht pausenlos Druck. Eine Sache, mit der Sturm zuletzt gegen Soliman überhaupt nicht umgehen konnte.

Nachdem Stieglitz das „Rubber match“ im Mai diesen Jahres gegen Arthur Abraham verlor, war er auch seinen WBO-Titel los. Und den möchte der Deutsch-Russe selbstredend zurückhaben. Doch der Weg zurück zum Titel führt zuerst über Sturm.

Eine Niederlage würde Stieglitz, der zwei Jahre jünger ist als Sturm,zwar nicht ganz so weit zurückwerfen, von einem baldigen Titelkampf wäre aber auch er damit weit entfernt.

Fest steht jedenfalls, dass der Sieger des Duells Sturm vs. Stieglitz wahrscheinlich im nächsten Frühjahr auf den aktuellen Supermittelgewichtschampion Arthur Abraham treffen wird. Für Stieglitz wäre es die Chance, seinen Titel zurückzugewinnen – für den eine Gewichtsklasse tiefer startenden Sturm die Möglichkeit, nochmal sehr gutes Geld zu verdienen und sich für einen weiteren Titelkampf in seinem Gewichtslimit zu empfehlen.

Für den Kampf heute Abend treffen sich die beiden Kontrahenten übrigens im ungewohnten Catch weight-Limit von 75kg. Ein Kompromiss, da Stieglitz normal im Supermittelgewicht bis 76,2kg antritt, während Sturm bis 72,5kg kämpft.

Zwar geht es heute Abend um keinen Titel, spannend wird das Aufeinandertreffen der beiden Boxer trotzdem. Geht es doch um viel mehr als um einfache Titel: es geht um Karrieren.

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