„Golden“ Jack Culcay im Interview

Jack Culcay ist im Moment der wohl vielversprechendste Boxer Deutschlands. Die Liste seiner Erfolge im Amateurboxen ist schier endlos und jetzt startet er auch im Profiboxen kompromisslos durch. Boxhaus hat ihn in seinem Boxgym besucht.

„Golden“ Jack betreibt mit seinem Bruder und seinem Vater die „Boxschule Culcay“ in Pfungstadt. Das von außen unscheinbare Gebäude verrät schon beim ersten Schritt über die Türschwelle um was es hier geht: Boxen! Alle Arten von Sand-/und Schlagsäcken, Trainingsgeräte und sogar ein eigener Ring sind aufgebaut und lassen keine Zweifel über das hohe Niveau der Schule aufkommen. Nachdem Jack Culcay uns herumgeführt hat, nimmt er sich dann noch die Zeit für ein Interview.

Boxhaus: Erstmal vielen Dank dass du Zeit für uns hast. Lass uns doch direkt über den Kampf um den WBA-Intercontinentaltitel am Samstag gegen Mark Thompson reden. Der Kampf wurde in der fünften Runde vom Ringrichter abgebrochen. Was sagst du im Nachhinein zum Kampf und zur Entscheidung des Ringrichters?

Culcay: Wenn ich hinterher darüber nachdenke… Wäre ich der Ringrichter gewesen, hätte ich ihn erst mal angezählt und weiterboxen lassen und dann ware die Runde glaube ich sowieso zu Ende, es waren ja die letzten paar Sekunden gewesen, da hätt nicht mehr viel gefehlt. In den nächsten Runden wäre es aber bestimmt ähnlich gewesen, ich wäre genauso explosiv reingegangen und innerhalb der nächsten zwei, drei Runden wäre der Kampf auf jeden Fall abgebrochen worden aber man muss auch bedenken, Boxen ist ein harter Sport und der Ringrichter hat Thompsons Gesundheit geschützt, Gesundheit geht immer vor.

Boxhaus: Thompson selbst war nicht einverstanden und hat nach dem Kampf zu verstehen gegeben, dass er sehr wohl noch in der Lage gewesen wäre das Blatt zu wenden und in den nächsten Runden nochmal aufzudrehen. Hälst du diese Einschätzung für realistisch?

Culcay: Weiß ich nicht, ich kann schwer einschätzen wie er noch drauf gewesen ist aber ich denke, er hätte auf jeden Fall nochmal Mut gefasst, wäre nochmal nach vorne gegangen und hätte gekämpft. Aber er hat sich, als ich angefangen habe ihn zu schlagen, nicht einmal gewehrt.  Ich meine, wenn ich in so einer Situation wäre und nicht mehr zurückschlagen kann, muss irgendwas nicht stimmen und wenigstens ein Schlag in diesen 15 Sekunden wäre drin gewesen. Dann hätte der Ringrichter auch nichts gesagt, aber es kam ja gar nichts mehr. Er hat mich nicht mal festgehalten, er hat nichts geamacht und deswegen kann ich den Ringrichter schon verstehen. Der Ringrichter kam vor dem Kampf wie immer zu mir in die Kabine und hat mir die Regeln erklärt, kein Tiefschlag und so weiter und wenn ich innerhalb von ein paar Sekunden nicht zurückschlage wenn er mich angreift, dann bricht er sofort ab und das is ja ok. Das ist immer so bei Titelkämpfen und dann war das mit dem Abbruch angebracht. Ich hab mir den Kampf nochmal angeschaut, die letzten Sekunden und er hat wirklich nicht mehr zurückgeschlagen.

Boxhaus: Die große Frage ist ja nun ob es ein Rematch geben wird…

Culcay: Ein Rematch wird es bestimmt nicht geben. In den ersten vier Runden hab ich nach Punkten dominiert. Es gab keine Szene in der man sagen kann, er hat mich hart getroffen, oder eine Runde, die er klar gewonnen hat, desshalb hat Kai Sauerland auch gesagt es wird keinen Rückkampf geben. Es war einfach zu eindeutig. Wäre es anders gewesen, hätte er mich in den ersten Runden dominiert und ich hätte dann so eine Aktion gebracht und der Kampf wäre abgebrochen worden, das wäre ganz was anderes. Aber es lief alles nach Plan und deswegen gibt es kein Rematch.

Boxhaus: Dein Wechsel ins Profilager wurde ja leider lange Zeit durch die Probleme mit Universum hinausgezögert. Welches Fazit ziehst du jetzt, nachdem die ganze Sache vorbei ist?

Culcay: Also ich hab ja gut mit Universum angefangen und die Zusammenarbeit war Top. Wir verstehen uns immer noch mit den Leuten da sehr gut, das hat auch nichts mit den Leuten zu tun, es war alles rein geschäftlich. Ich habe gesehen, dass es dort für mich keine Perspektive mehr gibt und Kai Sauerland hat mir dann einen Neustart ermöglicht, mich unterstützt und Universum ist jetzt sozusagen Geschichte. Wenn du dich eben vorbereitest auf einen Kampf und der wird dann abgebrochen weil sich kein Fernsehpartner findet oder man keine Halle bekommt, dann ist das ärgerlich, weil du hast hart und lange darauf trainiert und das mehrmals. Wir Boxer leben ja davon und deswegen kann man sich sowas nicht leisten.

Boxhaus: Wie gehts es jetzt für dich weiter, steht schon ein neuer Kampf an?

Culcay: Es liegt immer daran wie ich  gewonnen habe. Ich habe zum Beispiel im vorletzten Kampf durch einen Cut gewonnen und deswegen konnte ich einen Monat später jetzt diesen Kampf haben am Wochenende haben wie es aussieht kämpfe ich am 15. Dezember wieder. Wie ich gehört habe, ganz grob, kämpft da auch Arthur Abraham um die Weltmeisterschaft. Aber wie ich mitbekommen habe weiß er auch selber noch nicht gegen wen er boxt. Aber wie es aussieht Boxe ich am 15. entweder um meinen Titel wieder zu verteidigen oder um die Europameisterschaft. Man schaut gerade ob der Titel vakant ist, oder ob ich darum kämpfen muss.

Boxhaus: Als Profisportler verbringst du sehr viel Zeit mit Training und Vorbereitung. Hast du außer dem Boxen noch Hobbies, vielleicht etwas wie Modellbau oder Segelfliegen?

Culcay: Ne ne sowas mach ich nicht, was ich gerne mache ist Fußball spielen privat mit Freunden. Aber seit ich öfters mit Freunden vom Universum zum Beispiel Fußball gespielt habe, sich da jemand verletzt hat und dann acht Monate pausieren musste, bin ich ein bisschen skeptisch und vermeide das. Normalerweise spiele ich jedes Wochenende Fußball aber ich bin ja jetzt Profiboxer und wenn da was passiert, wenn ich zum Beispiel umknicke, dann bin ich nicht nur eine Woche sondern schon länger. Bei meinem Bruder war es genauso, mit dem hab ich Sparring gemacht und es kann halt immer was passieren, der hat sich den Daumen gebrochen an meinem Kopf und musste dann drei Monate Pause machen und das kann ich mir nicht leisten. Deshalb versuche ich so wenig wie möglich Sport zu machen, bei dem ich mich verletzen kann deswegen mach ich auch Hobbymäßig nur Boxen. Und natürlich meine Familie. Ich versuche so oft wie möglich hier zu sein, aber sonst hab ich eigentlich alles gemacht. Volleyball, Tennis… Ich hab fast jede Sportart gemacht. Oh und ich hab mir jetzt einen Hund gekauft, das ist jetzt mein neues Hobby, einen Dobermann.

Boxhaus: Wie alt ist der Hund denn?

Culcay: 5 Monate und die wird noch richtig groß, 45 Kilo oder so. Ab nächsten Monat kann ich auch mit ihr joggen, bislang ist sie noch zu jung.

Boxhaus: Die Boxschule Culcay ist gut besucht und super ausgestattet. Trainiert ihr hier auch noch andere Kampfsportarten außer Boxen?

Culcay: Wir boxen hier nur. Leute die ihr Boxen erweitern wollen, können gerne bei uns vorbeischauen, egal aus welcher Sportart sie kommen – Thaiboxen, Kickboxen um den Stil zu verfeinern. Wir haben das oft, dass Leute zwei Wochen vor Wettkämpfen auftauchen und ihrer Technik noch Feinschliff verpassen wollen. Ich merk ja selber auf welchem Stand die Leute beim Thaiboxen so sind. Oft fehlt da einfach noch die Technik und wenn man den Leuten das dann beibringt merkt man auf jeden Fall sofort einen Unterschied. Wenn die Trainer das nicht sehen, wird es auf jeden Fall schwer. Ich mag es gerne Leuten was beizubringen, von daher… Wenn du die Technik draufhast kannst du egal in welcher Sportart gut werden.

Boxhaus: Vielen Dank für das Interview und weiterhin viel Erfolg!

 

Für alle Boxer die noch eine Schippe drauflegen wollen und für alle Kampfsportler, die ihr Strinking noch verbesern wollen empfehlen wir wärmstens einen Besuch in der Boxschule Culcay.

Infos findet ihr unter: http://www.boxschule-culcay.de/

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