Wohl die wenigsten unter uns haben sich bisher Gedanken darüber gemacht, wann Kraftsport oder Bodybuilding entstanden ist. Die meisten würden wohl auf die 70er tippen. Und auch wenn sie, zumindest was das professionelle Bodybuilding angeht, da wohl nicht ganz daneben liegen – Kraftsport an sich ist schon viel, viel älter.
Amanda Smith hat sich der Geschichte des Kraftsports gewidmet und die letzten 3000 Jahre in einem schönen Artikel zusammengefasst. So gehen die ersten Spuren von Kraftsport mit dem Ziel der körperlichen Ertüchtigung schon auf die alten Griechen zurück. Soweit, so klar, kennt doch so ziemlich jeder Mensch zumindest rudimentär die Geschichte Olympischen Spiele. Wie Smith angibt, war die Idee, die hinter der sportlichen Betätigung der Griechen steckte, keineswegs nur Vorbereitung auf den Krieg. So sei schon damals ein Ziel die Ausbildung der Muskulatur gewesen – ganz nach dem damals gängigen Körperideal.
Nach dem Untergang der griechisch-römischen Kultur wurde es dann lange still um den „Kraftsport“. Im Mittelalter hatten einzig einige Gelehrte Zugriff auf die antiken Quellen und insbesondere in der frühen Neuzeit war das Ideal des männlichen Körpers keine starke, ausgebildete Muskulatur. Wer Muskeln hatte, musste arbeiten. Aus heutige Sicht schwächliche Körper galten damals als Zeichen, dass man es nicht mehr nötig hatte, zu arbeiten.
Smith gibt demnach an, dass erst nach der Niederlage Preussens im Krieg gegen Frankreich das Krafttraining wieder aufgekommen wäre. Die stark militaristisch organisierte Gesellschaft Preussens wurde von der Niederlage gegen Napoleons Truppen bis ins Mark erschüttert – Grund genug für einen Mann namens Turnvater Jahn, einen „Turnplatz“ zu schaffen, auf dem Bürger und Soldaten sich auf die Notwendigkeiten des Krieges zumindest körperlich vorbereiten konnten.
Einige Zeit später kam es dann zur Ausbildung erster „Gyms“, die aus heutiger Sicht wohl eher einem Konglomerat aus Artisten- und Athletikschule glichen. Insbesondere der Name Eugen Sandow machte den Kraftsport als solches Ende des 19. Jahrhunderts berühmt. Sandow war einer der ersten Menschen der Neuzeit, der Kraftsport aus Selbstzweck ausführte. Kein militärischer, gesundheitlicher oder sportlicher Grund stand hinter den Übungen Sandows: einzig die Ausbildung eines muskulösen Körpers.
Daran hat sich, zumindest im Bodybuilding nicht viel geändert. Während man in früheren Zeiten in den ersten Trainingsstätten aber scheinbar auch philosophische Gespräche führen und umgeben von Palmen, Farn und Perserteppichen dem Körperkult im klassischen Männerklub frönen konnte, trainieren die meisten heute lieber alleine mit Kopfhörern auf den Ohren. Und so entspannt das ruhige, fokussierte Training auch sein mag, wer würde nicht gerne mal seinen persönlichen Rekord im Kniebeugen auf 4m² Mahagoniholz brechen?