Trainer – unersetzlich oder überbewertet?

Egal welche Sportart man sich anschaut, so unterschiedlich die Disziplinen auch sind, eins haben sie alle gemeinsam: einen Trainer. Dass man zum Erlernen einer Sportart einen Trainer braucht, der einem die notwendige Technik beibringt, versteht sich von selbst. Doch wie sieht es bei Profis aus? Wir haben uns diesbezüglich ein paar Gedanken gemacht.

 

Egal ob Boxen oder MMA, als Zuschauer habe ich mich schon des Öfteren gefragt, was der Kämpfer, der gerade mit geschwollenem Gesicht in der Ringecke sitzt und nach Luft schnappt wie ein Fisch auf dem Trockenen, eigentlich noch von dem mitbekommt, was sein Trainer in der Ringpause so auf ihn loslässt.

Kommt in einer solchen Situation überhaupt noch etwas beim Sportler an? Ist der Kopf in so einem Moment nicht zugedröhnt vom Adrenalin und der Überlebensinstinkt hat die Kontrolle übernommen. Jeder, der schon mal als Kampfsportler aktiv war, weiß, dass man nur bedingt in der Lage ist, in diesem Moment die Anweisungen aufzunehmen und meist noch viel weniger dazu in der Lage ist, das gehörte auch umzusetzen.

Nun könnte man die Frage stellen, inwiefern die Institution des Trainer eigentlich noch sinnvoll ist. Ab einem gewissen Level ist der Kämpfer – theoretisch ! – von seinem technischen Wissen ausgehend in der Lage, sich selbst im Vorfeld auf einen Kampf einzustellen. So gesehen müsste eigentlich kein Weltmeister oder MMA-Titelträger mehr einen Trainer in seiner Ecke stehen haben. Haben sie aber alle, also ganz so nutzlos kann ein Trainer nicht sein.

Denn, was nicht unterschätzt werden darf, ist folgendes: die mentale Unterstützung des Trainers während des Kampfes. Wie wichtig der Zuspruch oder die Anfeuerung in der Rundenpause sein kann, weiß man wohl nur, wenn man selbst mal die Handschuhe geschnürt hat. Diese Hilfe kann mitunter kampfentscheidend sein. Vielleicht kann ich die Anweisungen in Runde 11 nicht mehr 1 zu 1 umsetzen, den Kampfgeist, den eine packende Ansprache in mir weckt, nehme ich aber definitiv mit in den Ring.

Daneben ist es der Trainer, der als Außenstehender eventuelle taktische Anpassungen während des Kampfes vornehmen kann. Als Sportler selbst ist man viel zu sehr ins Geschehen involviert, um sich selbst und den Gegner sozusagen auf einer „Metaebene“ selbst zu analysieren. Diese Aufgabe übernimmt der Trainer.

Ein guter Trainer ist dabei auch immer eine Art „Aufpasser“. Er kann und muss entscheiden, welche Taktik der Kämpfer verfolgen soll, wann er seinen Schützling aus Selbstschutz besser aus dem Kampf nimmt oder wann er ihn nochmal bei der Ehre packt, um die letzten 2-3% aus ihm heraus zu quetschen. Und leider Gottes, bekommt ein Großteil der Trainer in den seltensten Fällen die Aufmerksamkeit dafür, die ihm eigentlich zustehen würde. Denn, was wäre ein Muhammed Ali ohne Angelo Dundee oder ein Jon Jones ohne Greg Jackson?

Sicherlich, sie wären gute bis sehr gute Sportler. Ob sie jedoch die Ausnahmekämpfer geworden wären, die sie sind, darf zumindest bezweifelt werden.

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