Tate vs. Rousey oder: wie wichtig eine gute Taktik ist

Schaut man sich den Titelkampf von Ronda Rousey gegen Miesha Tate nochmal an, fällt vor allem eines auf: wie wichtig doch ein guter Kampfplan ist. Was man tunlichst vermeiden sollte, das weiß inzwischen wohl auch Miesha Tate, ist vor allem eines: versuche nicht, deinen Gegner in dessen Paradedisziplin zu schlagen.

Auf Amateurniveau mag ein solches Vorgehen ja noch verständlich (und ok) sein. Man nimmt einen Kampf an, hat nicht die Möglichkeit sich über seinen Kontrahenten zu informieren und kann dementsprechend nur seinen eigenen Gameplan durchziehen, da die Stärken des Gegners weitgehend unbekannt sind.

Spätestens auf gehobenen Amateurniveau gibt es dank Youtube und anderen Videoportalen unzählige Möglichkeiten, sich Kämpfe seines Gegners anzuschauen, seine Stärken zu analysieren und sich eine passende Kampfstrategie zurecht zu legen.

Solch eine Analyse erscheint unerlässlich, will man nicht ins offene Messer laufen. Zwar gibt es immer wieder Ausnahmen (man denke an Pettis vs. Henderson), im Normalfall kann man den Gegner jedoch eher seltener in dessen Paradedisziplin schlagen.

Umso unverständlicher ist es, wieso Miesha Tate die Taktik gewählt hat, die sie gewählt hat. Erstens: Einen Takedown gegen Ronda Rousey zu suchen ist gelinde gesagt dämlich. Wenn ich weiß, dass mein Kontrahent weltbekannt für eine Submission ist (8 Armbar-Siege in 8 Kämpfen sprechen hier für sich), sollte ich alles versuchen, um die Position zu vermeiden, in der ich in diese Submission kommen kann.

Zweitens: suche NICHT, ich wiederhole, NICHT(!) den Clinch gegen Rousey. Wie ein Kollege vor einiger Zeit bereits in einer Technikanalyse über Rouseys Judo-Techniken im MMA feststellte, gehört die UFC-Titelträgerin und Judo Bronzemedalliengewinnerin von Peking wohl zu den besten Judokas in der UFC. Ihre Würfe sind ihre zweite große Stärke und ihr gelingt es quasi spielend ihre Gegnerinnen im Clinch per Hüftwürf oder Innensichel auf die Matte zu befördern.

Warum Tate, die ja sicherlich zu den besseren Kämpferinnen in der UFC gehört, nicht versucht hat den Kampf im Stand zu halten sondern immer wieder den Clinch und Bodenkampf suchte, bleibt wohl ihr eigenes Geheimnis. Ob großes Ego, schlechte Beratung aus der Ecke oder schlechter Game plan, wir werden es wohl nie erfahren. Eins ist jedoch sicher: sollte es ihre Taktik gewesen sein, Rousey auf dem Boden zu dominieren, war dies sicherlich eine der schlechtesten Taktiken, die wir jemals in der UFC gesehen haben.

Ein Gegenbeispiel war der Kampf Travis Browne gegen Josh Barnett. Barnett gilt als ein sehr starker Grappler, während Browne zwar über einen Purple Belt im BJJ verfügt, sein Ground Game bisher aber nicht wirklich getestet wurde. Anstatt sich auf eine Bodenschlacht mit Barnett einzulassen, sprawlte Browne die Takedownversuche des „Warmaster“ und deckte ihn mit harten Ellbogen ein, hielt den Kampf also im Stand Up, seiner eigenen „Komfortzone“. Der KO-Sieg nach gut einer Minute verdeutlicht, dass es die richtige taktische Ausrichtung war und von welch immenser Wichtigkeit ein ausgeklügelter Game Plan ist.

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