Sollte es ein Höchstalter für aktive Kampfsportler geben?

Jeder Amateursportler und erst recht jeder Leistungssportler kennt den Spruch vom „rechtzeitig den Absprung schaffen“. Doch was bedeutet dieses „rechtzeitig“ eigentlich und wer legt fest, wann die Zeit für einen Sportler gekommen ist, dem aktiven Wettkampfsport Lebewohl zu sagen? Wann genau hängt man die MMA Handschuhe an den Nagel?

Die meisten Ü30-Sportler werden es kennen: das Knie zwickt, der Rücken tut weh und insgesamt braucht man deutlich länger, um sich von einem Wettkampf zu erholen, als das noch vor 3-4 Jahren der Fall war. Während der 08/15-Sportler bei einem Rücktritt vom Wettkampfsport meist nicht viel verliert, sieht das bei Profisportlern anders aus.

Menschen, die jahrelang zu den besten in ihrer Sportart gehört haben, den täglichen Adrenalinkick gebraucht haben, die von Tausenden in den Hallen und von Millionen vor den Fernsehgeräten bejubelt wurden, stehen nach ihrem Rücktritt meist vor einer großen Leere. Vor dieser Leere haben viele Angst, weshalb es nicht wenige Sportler gibt, die den Absprung nicht rechtzeitig schaffen.

Natürlich lässt sich argumentieren, dass der Sportler selbst wissen muss, wann seine Zeit vorbei ist und niemand anderes ihm zu sagen hat, wann er nicht mehr in den Ring steigen sollte. Doch handelt es sich bei Kampfsport nun mal um Sport, bei dem es das Ziel ist, den Gegner bestenfalls durch körperliche Gewalt kampfunfähig zu machen. Auch Fußballspieler stecken in ihrer Karriere ohne Frage einige Verletzungen ein, doch handelt es sich dabei meist nicht um Kopfverletzungen.

Vor dem Hintergrund der inzwischen vermehrt diskutierten Demetia pugilistica darf durchaus darüber diskutiert werden, ob manch ein Kämpfer im Boxen, Kickboxen oder MMA die Handschuhe nicht besser an den Nagel hängen würde.

Denn wenn ein Mann wie Dan Henderson heute Nacht in den Käfig der UFC steigt, hinterlässt das durchaus ein ungutes Gefühl. Mit 44 Jahren hat Henderson nicht nur seine körperliche Hochzeit hinter sich, sondern verlor auch 2 seiner letzten vier Kämpfe durch KO, während er im Kampf gegen Daniel Cormier jede Menge Schläge einstecken musste, bevor „DC“ ihn letztlich submittete. Dass der menschliche Körper mit Mitte Vierzig nicht mehr so regeneriert wie mit Anfang 20, sollte ebenfalls jedem klar sein. Es darf also bezweifelt werden, ob „Hendo“ sich mit seinen weiteren Kämpfen in der UFC einen Gefallen tut.

Man kann nun argumentieren, dass manche Menschen vor sich selbst geschützt werden müssen. Die Frage ist: wie? Kann man sich das Recht nehmen, über den Körper eines anderen Menschen zu bestimmen? Technisch gesehen wäre es kein Problem, die UFC könnte eine Altersgrenze für aktive Athleten einführen oder eine Sperre, wenn man zu oft KO gegangen ist. Letztlich wäre eine solche Lösung aber nicht durchsetzbar, bleibt jeder Mensch doch weitestgehend alleine für sein Schicksal verantwortlich. Wir können nur hoffen, dass diese Sportler gute Freunde und ein intaktes Umfeld haben, dass ihnen im Bedarfsfall eine objektive Einschätzung der Situation liefert.

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