Second Impact Syndrom und Co. – Spätfolgen des Kampfsports

In einem unserer letzten Artikel sind wir etwas näher auf die Problematik von schweren Verletzungen bei Kampfsportlern eingegangen. Heute steht ein ähnliches Thema auf dem Plan, dass sich jedoch nicht so sehr mit den direkten Folgen nach einem Kampf beschäftigt, sondern mit eventuellen Spätfolgen, die auftreten können.

Bestes Beispiel, dass Kampfsport durchaus Risiken birgt, war letzte Wochenende der Kampf zwischen GSP und Johny Hendricks. Wir wollen an dieser Stelle nicht auf die knappe und kontroverse Punkteentscheidung eingehen, sondern auf das Verhalten von GSP vor und nach dem Kampf.

Wer St. Pierre nach dem Kampf im Interview mit Joe Rogan sah, bekam einen Eindruck, welche Wirkung die Schläge Hendricks beim Kanadier hinterlassen hatten. St. Pierre wirkte das gesamte Interview über konsterniert, konnte nur schwer mehrere zusammenhängende Sätze formulieren und berichtete davon, dass er teilweise Blackouts hat, was das Kampfgeschehen angeht.

Erschreckend genug, doch hat der Weltergewicht-Champ anscheinend schon seit längerer Zeit ähnliche Probleme. Joe Rogan berichtete, St. Pierre hätte in einem Podcast bei ihm erzählt, dass er des Öfteren mit dem Auto unterwegs wäre und sich, zuhause angekommen, nicht mehr an die Fahrt erinnern könne. So sehr man seinen Sportlern auch zujubelt und sie im Octagon anfeuert, bringen solche Eindrücke einen doch zum Grübeln. Vor allem im Zusammenhang mit Dana Whites Forderung, St. Pierre dürfe keine lange Auszeit nehmen, da er der UFC etwas schulde, wirken diese Meldungen noch verstörender.

GSP hat Millionen verdient, hat der UFC im Gegenzug aber einige Millionen mehr eingebracht. Und von der Wirtschaftlichkeit abgesehen, kann ein Mensch einer Organisation, seinem Arbeitgeber, die Verletzung seines Körpers und Gehirns „schulden“? Ich denke nicht.

Vor allem, wenn man sich die massiven Nachwirkungen von Hirnschäden und den verheerenden Folgen des „second impact syndrom“ bewusst macht. Forschungen konnten nachweisen, dass Sportler, die eine Kopfverletzung erlitten haben einem enorm hohem Risiko ausgesetzt sind, bei einer kurz darauf folgenden zweiten Kopfverletzung eine Hirnschwellungen oder -schäden zu erleiden. Ein Risiko also, dem Kampfsportler (Boxer auf Grund der gepolsterten Handschuhe und des Anzählens noch eher als MMAler) in besonderem Maße ausgesetzt sind.

Um am konkreten Fall zu bleiben: Sprachstörungen, Vergesslichkeit, angeblich auch Schlafstörungen – unter all diesen Problemen litt GSP , der in seiner Karriere über 5h im Octagon stand, anscheinend bereits. Laut Statistiken hat er in seinen letzten 3 Kämpfen ungefähr 50% aller Schläge, die er in seiner Karriere nehmen musste, eingesteckt. Unter diesen Voraussetzungen wär es für alle, Medien, Zuschauer und Sportler selbst an der Zeit, sich über die Spätfolgen Gedanken zu machen, die diese Sportarten mit sich bringen.

So sehr die Sportler ihren Sport auch lieben, man sollte sich immer bewusst machen, dass es auch eine Zeit nach dem Profisport gibt. Und was bringen mit 20 Millionen auf dem Konto, wenn ich mich mit 50 nicht mehr an den Namen meiner Kinder erinnern kann.

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