Salam Alaikum – Fight 4 Peace

„Für einen guten Zweck lass ich mir gerne was auf die Fresse geben“

Afghanistan, ungefähr 4930km Luftlinie liegen zwischen  Deutschland und Afghanistan.
Am 30. Oktober 2012 verwirklichte sich dort der Traum von Hamid Rahimi, dem gebürtigen Afghanen und amtierenden WBO Boxintercontinentalmeisters.

Nach über 30 Jahren fand in Kabul der erste Profiboxkampf in Afghanistan statt. 3000 afghanische Zuschauer in einer Halle, friedlich vereint…ein Abend jenseits des Kriegs- und Terroralltags.

FIGHT 4 PEACE – Ursprünglich die Mission Rahimis, entwickelte sich weiter und wird nun ihren Höhepunkt in einer Box-Gala finden.

Somit wären wir beim eigentlichen Thema gelandet…
Boris Barschow, seines Zeichens TV-Journalist wird am 19. Oktober 2013 in Hamburg gegen Hamid Rahimi in den Ring steigen.
„Vielleicht wird dieser Boxkampf die Welt zumindest ein wenig verändern“, so Boris Barschow.

Boris Barschow, seit 1994 Redakteur und Reporter für das ZDF und war 2007 – 2009 für die Bundeswehr in Afghanistan.

Der 45-jährige Hamburger hat tolle Gedanken und große Pläne.
FIGHT 4 PEACE ist eine Charity Box-Gala, bei der im Hauptkampf der in Hamburg lebende Afghane Hamid Rahimi in einem Showkampf gegen Barschow antreten wird.
Der Kampf soll die Aufmerksamkeit in den Leuten wecken und die politische und gesellschaftliche Situation am Hindukusch zurück in die Köpfe holen.
Menschen, die am Friedensprozess in Afghanistan beteiligt sind, sollen in den Dialog gebracht werden.

Von dem Erlös der Box-Gala, welche sowohl im deutschen, als auch im afghanischen Fernsehen live übertragen wird, möchten die beiden Kontrahenten eine Journalisten-Schule an der Kabuler Universität einrichten.

Als prominenter Unterstützer sponsert die Kult-MarkeHarley Davidson sogar ein Motorrad, welches versteigert wird und dem Projekt beigesteuert wird.

Die Deutsche Journalistenschule München übernimmt die Patenschaft für die Journalistenschule in Kabul und wird die erste Jahrgangsklasse nach München an die Schule holen.

Die Deutsch-Afghanische Universitätsgesellschaft e.V. in Bonn unterstützt das Schulprojekt mit 5000,- Euro und führt das Spendenkonto.
Wer das tolle Projekt unterstützen möchte, bekommt selbstverständlich eine Spenden-Quittung ausgeschrieben:
Kontonummer: 825 129 466 – BLZ: 440 100 46 – Postbank Dortmund
Verwendungszweck: Journalistenschule Kabul / Fight4Peace

Boxhaus möchte natürlich auch seinen Teil dazu beitragen und liefert die Ausstattung der Kämpfer.

Boris Barschow trainiert im Maylife-Boxclub, sein Trainer Rüdiger May macht dies alles ehrenamtlich, was ihm hoch anzurechnen ist. „Boris Barschow hat mich erstaunt. Innerhalb kürzester Zeit hat er sich zu einem passablen Boxer entwickelt…ich werde dafür sorgen, dass er seine Vorteile gegenüber Rahimi ausspielen kann…“ so May.

Auch wenn Barschow die Underdog-Rolle in diesem Kampf übernehmen wird, nicht zuletzt dank Stories wie Rocky, wird man den Kampf mit Spannung erwarten.

Für Boxhaus nahm sich Boris Barschow eine kleine Auszeit vom Training und beantwortete uns ein paar Fragen:

Boxhaus: Hallo Boris. Erzähl uns ein wenig über dich…warum Afghanistan?
Boris Barschow: Ich war drei Mal als Soldat in Afghanistan. Als hauptberuflicher Geschichtenerzähler kann ich ja mein Journalistenhirn nicht einfach abschalten, wenn ich eine Uniform trage.
Nach meinem ersten Einsatz merkte ich, dass die subjektive Realität, die ich wahrnahm, nicht dem entsprach, wie man es aus unseren Medien erfuhr: ich sah nicht nur Krieg und Terror, sondern viel Hoffnung…da wurde ich sehr nachdenklich und merkte, dass unsere Medien nur mit deutschen Befindlichkeiten beschäftigt und nicht mit den Menschen, denen wir eigentlich helfen wollten. Deswegen ist auch das Afghanistan Blog entstanden.

Was finden die Leser in deinem Afghanistan-Blog?
Alles, was man in hiesigen Medien nicht erfährt und das schon seit Jahren.
Ich probiere andere Perspektiven aufzuzeigen, andere Meinungen, lasse Menschen reden, die in Afghanistan leben oder aus ihrer Heimat geflüchtet sind. Erst, wenn man diese Geschichten kennt, kann man sich ein ganzes Bild vom Hindukusch machen…und sich dann eine eigene Meinung bilden. Ich bin Journalist: meine Aufgabe ist, zu informieren und dabei beide Seiten einer Medaille aufzuzeigen. Deshalb habe ich diesen Beruf gewählt.

Du bist wie schon erwähnt, in erster Linie Journalist, was treibt dich dazu in einem Vollkontakt-Kampfsport gegen einen Profi in den Ring zu steigen?
Ha! Eine lange Geschichte. Ich habe im Blog über Hamid Rahimi berichtet letztes Jahr als er den Interconti-Meistertitel der WBO in Kabul gewann. Ein herausragendes Ereignis: nach 30 Jahren, den ersten Profi-Boxkampf ins Land zu bringen. Fight 4 Peace heißt seine Mission.
Mittlerweile ist er ein Volksheld in Afghanistan. Nach unserem Skype-Interview sagte ich ihm, dass das AFG Blog die gleiche Mission verfolgt. „Lass uns doch doch einen Charity Kampf veranstalten“, fragte ich ihn, „und von den Einnahmen bauen wir eine Schule.“ Er hat sofort JA gesagt und nun stecken wir mitten in den Vorbereitungen.
Die Idee hinter der Idee dabei ist: wir wollen das Augenmerk auf AFG richten. Sport ist auch Unterhaltung und Wettkampf, das interessiert die Menschen. Wir wollen am Kampfabend alle Menschen, die am Friedensprozess in AFG beteiligt sind in die Halle bekommen. Dann entsteht Kommunikation.
2014 ziehen die meisten Truppen aus dem Land ab, dann interessiert hier niemanden das Land mehr. Dem möchte ich mit diesem Kampf entgegen wirken.

Hat Boxen für dich einen Zusammenhang mit der politischen und gesellschaftlichen Situation in Afghanistan? Es hätte ja auch ein eher ungefährlicher Wettkampf sein können…
Naja… Mit Kegeln hätte das bestimmt nicht funktioniert. Hamid ist ein Star in AFG. Ich fühle mich mit der afghanischen Community hier und am Hindukusch sehr verbunden.
Ich habe gesehen wie viel der Westen in diesem Land falsch macht, weil die interkulturelle Kompetenz fehlt und Verständnis für die andere Kultur. Und wenn man selber sein Leben fast zwei Mal in Afghanistan verloren hätte, wenn bestimmte Dinge anders passiert wären, dann wäre ich nicht mehr hier. Ich möchte nach drei Einsätzen als Soldat nicht sagen „das war es, was kommt jetzt?“.
Afghanistan hat mich verändert. Und wenn ich mal meinen letzten Atemzug mache, möchte ich nicht das Gefühl haben, das alles umsonst war. Ich habe versprochen, zu helfen und damit werde ich nicht aufhören.
Fight4Peace ist sportlich gesehen eine große Herausforderung für mich, vor allem gegen einen Profi anzutreten. Aber für einen guten Zweck lasse ich mir gerne was auf die Fresse geben.

Wie hat dein Gegner Hamid Rahimi deine Herausforderung aufgenommen, und was denkt er grundsätzlich über das Projekt?
Anfangs hat er wohl ein bisschen Zweifel gehabt, bis er gemerkt hat, dass ich es ernst meine. Es dauerte eine Weile bis er den Kampfvertrag unterschrieben hat. Wenn er seine Mission Fight 4 Peace ernst meint, dann kann er nicht NEIN sagen.

Wie nimmt die afghanische Bevölkerung dieses Projekt auf?
Hier in Deutschland sehr gut denke ich. Auf Facebook kann ich das gut verfolgen.
Ein paar afghanische Rapper aus Holland und Deutschland haben mir sogar schon mein Einlauflied geschrieben. Der Videodreh steht bald an. Sogar in Afghanistan wird hier und da schon darüber geredet. Wir werden den Kampf auch in Afghanistan übertragen lassen. Ich erfahre viel Unterstützung von afghanischen Freunden.

Nachdem Hamid Rahimi den ersten Profi-Boxkampf seit 30 Jahren in Afghanistan für sich entscheiden konnte, wie ist das „Verlangen“ nach solchen Veranstaltungen dort?
Da kann ich wirklich nicht beantworten. Ich bekomme mit, dass er immer noch gefeiert wird im Land. Jedes Mal wenn er unten ist, sehe ich die Berichte im Internet.
Zirka zwei Wochen vor unserem Kampf will Hamid im Ghazni-Stadion (dort wo die Taliban ihre Hinrichtungen durchgeführt haben) gegen einen Pakistaner Boxen.
Selbst das ist wieder eine Geschichte. Ich wünschte, ich könnte dabei sein…

Fight 4 Peace wird ein Charity Event sein, welches die Einnahmen dazu verwenden wird, eine Journalistenschule in Kabul einzurichten. Was ist so wichtig daran, in Afghanistan professionelle Journalisten auszubilden?
Die afghanische Gesellschaft muss ihre eigenen Probleme überwinden.
Hauptziel ist es, dass alle Ethnien des Landes an einem Strang ziehen. Nur dann hat das Land eine richtige Chance auf eine bessere Zukunft. Die Geschichte AFGs ist sehr umfassend und durch Kriege gezeichnet. Bildung ist in diesem Land die Währung für die Zukunft.
Wir wollen Journalisten nach der guten alten Schule ausbilden lassen, damit eine Meinungsfreiheit wie hier bei uns irgendwann mal eine Selbstverständlichkeit wird. Nur dann kann sich eine Gesellschaft auch verändern und selbstbewusster werden. Ein hehrer Plan, ich weiß.
Aber: ich habe die Deutsche Journalisten Schule München, auf der ich auch ausgebildet wurde, als Patenschaftsträger für unsere Schule in AFG gewonnen. Und sie möchte die erste Schulklasse nach München einladen.

Letztendlich ist das ja sicher nicht der einzige Grund dafür, dass du in den Ring steigst…was erhoffst du dir von diesem großartigen Projekt?
Sehr gute Frage. Mein erster Wunsch wäre es, wenn die Schule dann mal läuft, eine Stiftung zu gründen um das ganze größer und nachhaltiger zu entwickeln. Und man kann das irgendwann auch auf andere Länder ausbreiten.
Zweitens erhoffe ich mir, dass wir genügend Geld einnehmen, damit wir die Schule schnell aufbauen können. das wird bestimmt nicht einfach, aber ich habe gute Leute an meiner Seite, die mich dabei unterstützen.
Der dritte Wunsch ist es, dass ich beim Kampf eine gute Figur mache. Schließlich werde ich am Kampftag schon 46 sein, da hören andere Boxer auf und ich fange an.
Ich bin noch nie so fit wie jetzt in meinem Leben gewesen. Boxen fördert die Demut und den Respekt. Für mich ist das eine enorme Herausforderung: als Nichtboxer gegen einen Profi anzutreten. Ich werde beweisen, dass so etwas funktionieren kann. Dafür wird mein Trainer Rüdiger May schon sorgen. Ich werde die Zuschauer nicht enttäuschen.
Schließlich geht Hamid das größere Risiko ein als ich.
Fängt er den Lucky Punch ist seine Karriere im Eimer…Ich verspreche aber, dass ich ihm das nicht antun werde…

Wie laufen die Vorbereitungen?
Gut. Meine Marketing und PR Leute in HH sind voll am ackern.

Wie oft trainierst du?
Minimum drei Mal die Woche, seit drei Monaten sogar fast täglich.

Und vor allem…wie siehst du deine Chancen?
Es geht hier nicht darum, dass Hamid mich besiegt oder ich ihn.
Gewinnen soll Afghanistan. Ich werde mein Bestes geben, damit dieser Charity Kampf keine Lachnummer wird. Ich kann schon ganz gut einstecken und meine Linke ist länger als Hamids, meine Beine sind schlank und Flink, ich bei ein wenig größer als er und er wird sich wundern, was aus mir geworden ist, nachdem wir im November letzten Jahres unser erstes Kennenlernsparring hatten. Mehr verrate ich nicht…

Boxhaus bedankt sich bei Boris Barschow für das Interview und drückt ihm und seinem Gegner die Daumen, dass das Event die Aufmerksamkeit bekommt, die es verdient…und dass beide gesund den Abend feiern können.

Wer sich für die Arbeit von Boris Barschow interessiert, dem können wir nur sein Buch „Kabul, ich komme wieder“ ans Herz legen, welches sehr gute Kritiken erhalten hat.
Inklusive Widmung könnt ihr es direkt über seinen Blog kaufen.

Den Afghanistan Blog von Boris findet ihr hier.

Die FIGHT 4 PEACE Facebook Seite könnt ihr unter folgendem LINK erreichen.

Natürlich freut sich auch Hamid Rahimi für ein Like auf seiner Facebook Seite.

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