(Bild via Palhares / instagram.com) Man kann mit Fug und Recht behaupten, dass die Jungs von der britischen Insel mit dem Grappling-Event Polaris den Platzhirschen der europäischen Grappling- und BJJ-Szene auf die Beine gestellt haben. Auch internationel dürfte Polaris zusammen mit Eddie Bravos EDI dem ehemaligen Branchenführer Metamoris den Rang abgelaufen haben. Warum das der Fall ist, das konnte man gestern Abend erneut sehen.
Zum insgesamt dritten Mal traf sich die Weltelite des Grappling auf der britischen Insel, um bei Polaris gegeneinander anzutreten. Und erneut war es den Matchmakern gelungen, einige klanghafte Namen zu verpflichten, allen voran die ehemaligen UFC-Kämpfer und Grappling-Asse Rousimar Palhares und Jake Shields, daneben aber Ausnahmegrappler wie Gary Tonon oder Eddie Cummings.
Gekämpft wurde sowohl im Gi als auch No Gi und wie zuvor waren die Kämpfe Submission Only, d.h. Punktsiege waren nicht möglich. Aus organisatorischen Gründen waren die Kämpfe auf 15 Minuten begrenzt. Die Gefahr, dass innerhalb dieser 15 Minuten kein Kämpfer den anderen submitten kann, war auch gestern wieder sehr real. Mehr als real sozusagen, denn alle acht Kämpfe des Hauptprogramms endeten mit einem Unentschieden.
Das tat aber weder der Spannung noch der Stimmung in der Halle einen Abbruch. Die Zuschauer im englischen Poole kamen voll auf ihre Kosten und sahen hochklassiges BJJ, das sich teils auf Weltklasseniveau bewegte. Mit Spannung erwartet wurden die beiden Hauptkämpfe zwischen AJ Azagarm und Jake Shields sowie Gary Tonon und Rousimar Palhares. Da es im Vorfeld von Shields vs. Azagarm bereits einiges böses Blut gab und auch Palhares nicht gerade als fairster Kämpfer bekannt ist, hatten die Veranstalter für beide Kämpfe zwei Mattenrichter angesetzt. Und die wurden, zumindest im Kampf von Shields gegen Azagarm, auch benötigt.
Dass sich die beiden Grappler nicht wirklich grün sind, konnte man bereits während der Weigh-Ins sehen, und die gegenseitige Antipathie wurde auch im Kampfgeschehen mehr als deutlich. Beide Gegner schenkten sich nichts und streuten während der gesamten Kampfdauer immer wieder Unsportlichkeiten ein, die am Ende des Kampfes beinahe in eine Schlägerei ausarteten. Wie groß Shields Abneigung war, konnte man seinem abschließenden Interview entnehmen, in dem er Azagarm mehrfach persönlich beschimpfte.
Wider Erwarten friedlich lief dagegen das Duell zwischen Rousimar Palhares und Gary Tonon ab. Der Brasilianer, der wie gewohnt mit freiem Oberkörper kämpfte und mit einer enormen Muskelmasse beeindruckte, gab sich vor, während und nach dem Duell sehr fair. Physisch war er der überlegene Kämpfer und beförderte Tonon mehrfach schwungvoll auf den Boden, wo der US-Amerikaner mit einer Vielzahl von Leglock-Attacken aufwarten konnte. Tonon war der deutlich aktivere Kämpfer und setzte Attacke um Attacke, wobei er Palhares mehrfach in sehr engen Heel Hooks hatte, aus denen der Brasilianer sich aber immer befreien konnte.
Beide Kontrahenten zeigten ein hochklassiger Match und auch wenn kein „König“ im Duell dieser Leglock-Monster gekrönt wurde, war das Duell durchweg unterhaltend. Vielleicht wird es ja zeitnah ein zweites Aufeinandertreffen der beiden Kämpfer geben, diesmal ohne Zeitlimit. Spannend wäre es auf jeden Fall.
