MMA: „Der am schnellsten wachsende Sport“ – wirklich? Teil 2

Im ersten Teil unseres Berichts haben wir die Frage gestellt, ob wirklich noch davon gesprochen werden kann, dass es sich bei MMA um die am schnellsten wachsende Sportart der Welt handelt. Lest heute Teil 2 unserer Überlegungen.

Der erste Artikel endete mit folgender Frage, ob MMA genug Potenzial hat, um noch attraktiver zu werden oder ob das Ende der Fahnenstange einfach langsam erreicht ist.

Nun, die Frage ist, jedenfalls aus meiner Sicht, relativ einfach zu beantworten. Ich persönlich sehe MMA definitiv als aufstrebenden Sport. Natürlich werden wir niemals Fußball in Europa oder Süderamerika ablösen und auch Football bleibt in den USA wohl auf Jahre gesehen noch meilenweit vor MMA. Trotzdem ist es durchaus möglich, den Durchbruch auch in den Mainstream zu packen. Dass das auch für eine Kampfsportart möglich ist, hat das Boxen bewiesen. Doch wenn die UFC dieses Ziel der Etablierung in naher Zukunft erreichen will, muss sie ihre Europapolitik grundlegend ändern.

Das Dilemma, in dem die UFC momentan steckt ist dabei folgendes: Den Events in Europa mangelt es einfach an relevanten Kämpfen. Titelmatches oder Herausfordererkämpfe sehen wir hier nur höchst selten und die wirklichen Stars der Szene lassen sich auch nur sehr vereinzelt auf den Kampfkarten finden. Nun ist aus Sicht der UFC durchaus verständlich, dass die Events in Übersee eher selten mit den großen Namen der Szene ausgestattet sind. Diese Veranstaltungen bringen in den USA im Verhältnis nur sehr wenige PPV-Einnahmen. Daher ist es einerseits verständlich, dass die UFC ihre Stars lieber auf dem heimischen Kontinent antreten lässt.

Andererseits hat die UFC hier mit immer unrelevanteren Fight Cards einen enormen Imageverlust. Immer weniger Gelegenheitsfans wollen die Veranstaltungen sehen, die ja sowieso eher maue mediale Berichterstattung lässt sich ohne zugkräftige Superstars kaum verbessern. Nun ist die UFC hier aber nur teilschuld. Zwar lässt sie die amerikanischen Superstars auf dem heimischen Kontinent, deutsche oder sogar europäische Stars, die wirklich aktiv im Titelgeschehen mitmischen können, gibt es nur in Ausnahmefällen. Welchen Schub solche Leute der gesamten europäischen Szene geben könnten sieht man am Beispiel von Gustafsson.

Der Mangel an konkurrenzfähigen europäischen Kämpfern sowie das „Daheimlassen“ der großen Stars von Übersee führen also zu eher uninteressanten Fight Cards, wenn man die paar heimischen Kämpfer pro Fight Card jetzt mal außen vor lässt. Denn seien wir ehrlich, wollen die Zuschauer einen guten Kampf sehen, bei dem es eigentlich um nichts geht, oder lieber einen Kampf, bei dem ein Titel auf dem Spiel steht? Ich votiere hier ganz klar für Zweiteres.

Doch es besteht Hoffnung, dass die UFC ihre „verfehlte“ Medien- und Eventpolitik in Europa ändern wird. Wie Gary Cook, verantwortlich für die Geschäfte der UFC unter anderem in Europa, nach UFC FN 30 am Samstag betonte, wird es wohl nächstes Jahr eine Art Europaserie geben. Um die 6-12 Events sollen zur europäischen Primetime in London, Lodz, Berlin/Hamburg, Stockholm und Co. ausgetragen werden. Das wäre eine gute Basis für einheimische Talente, sich im Rahmen der UFC den europäischen Fans zu präsentieren, ihren Bekanntheitsgrad zu steigern und so auch für die mediale Berichterstattung interessanter zu werden.

Nochmals gesteigert werden könnte das Ganze durch die Einführung einer Art von europäischem Titel. Zu einer Titelflut im Boxen sollte es zwar nicht kommen, der Entwicklung des Sports hierzulande würde ein deutscher, englischer oder polnischer Champion aber wahrscheinlich einen gewaltigen Schub geben.

Wie auch immer die UFC sich entscheiden wird, 2014 kann als ein richtungsweisendes Jahr in der Entwicklung des MMAs in Europa betrachtet werden. Drücken wir die Daumen, dass die UFC sich richtig entscheidet.

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