Heute Abend trifft Wladimir Klitschko, ungeschlagen seit dem 10. April 2004, auf den ungeschlagenen Russen Alexander Powetkin. Es könnte für Wladimir auf lange Zeit der letzte wirklich große Prüfstein werden, wenn man sich die internationale Schwergewichtsszene näher anschaut. Im Vorfeld des Kampfes haben wir den Kampfsstil Klitschkos etwas analysiert.
63 Kämpfe, 60 Siege, 52 KO-Siege. Diese Statistik sagt viel über die Dominanz aus, mit der Wladimir und sein Bruder Vitali die internationale Schwergewichtsszene seit Jahren dominieren. Sie halten die Titel aller großen Weltverbände und haben jeden Gegner, der ihnen in den letzten Jahren vorgesetzt wurde, meist deutlich dominiert. Doch woran liegt es, dass es seit dem Abgang von Lennox Louis keine Boxer mehr zu geben scheint, die den Klitschkos gefährlich werden können?
Primär wäre dabei natürlich Wladimirs herausragende körperliche Verfassung zu nennen. 1.98m, ungefähr 110kg und eine weite Spannweite wie nur wenig andere Boxer. Alleine durch diese rein physische Überlegenheit hat Klitschko seinen Gegnern gegenüber, die meist in die Halb- oder Nahdistanz müssen um ihn zu treffen, einen großen Vorteil. Doch wäre Klitschko nicht so erfolgreich, wäre das seine einzige Stärke.
Vielmehr haben Klitschko und seine Trainer es geschafft, ihm eine boxerische Taktik zu verpassen, die Hand in Hand mit seinen körperlichen Voraussetzungen geht. Klitschko nutzt seine enorme Reichweite um seine Gegner auf Abstand zu halten, wobei vor allem eine „Waffe“ besonders auffällt. Nein, es ist nicht der rechte Hammer, der seine Kämpfe meist beendet. Natürlich wäre es einfach, diesen hier als alleinig kampfentscheidend hinzustellen, doch nur an der Schlagkraft liegt es nicht, die haben andere Boxer auch (wenn auch nicht ganz so viel davon).
Das extrem unangenehme an Klitschkos Art zu Boxen ist der Einsatz des Jabs bzw. seiner linken Führhand im Allgemeinen. Er kann seine Gegner, die – wir erinnern uns – die Distanz verringern müssen um Klitschko anzugreifen, so besonders durch 2 Methoden aus dem Konzept bringen bzw. selbst unter Druck setzen. So hält Klitschko seine Gegner mit der ausgestreckten Linken auf Abstand, was ihn einerseits vor Angriffen schützt, ihm andererseits aber auch die Kontrolle über die Distanz gibt. ER bestimmt dadurch, in welcher Distanz der Kampf geführt wird.
Daneben setzt er seine linke auch oft vorbereitend für seine gefürchtete Rechte ein. Soweit so normal, doch das Besondere dabei ist, dass Klitschko die Linke meist von Bauch-/Hüfthöhe zum Kopf des Gegners abschießt, so dessen Deckung teilweise aus dem Spiel nimmt, um dann mit der rechten Gerade den Körper oder Kopf zu attackieren. Sein „Spiel“ ist dabei also eine perfekte Symbiose aus Distanzkontrolle sowie Angriffen aus verschiedenen Winkeln, die den Gegnern meist wenig Chancen lassen, selbst überhaupt in Schlagreichweite zu kommen.
Ob Klitschko diese Taktik auch heute Abend im Kampf gegen Powetkin helfen wird, werden wir ab 21 Uhr live im TV verfolgen können.
Ein Bild von einem durchtrainierten Männerkörper…. Überzeugend sein willenstarker Auftritt….. Und dann? Ich bin enttäuscht von dieser Art zu boxen: Sich immer wieder auf dem Gegner abstürzen, ihn in den Schwitzkasten nehmen und umschubsen, ist das Boxen? Ja, aber nicht schön. Mich hat der Kampf heute nicht gefesselt, aufgewühlt oder sonst irgendwie gepackt.
ABER ich hoffe, der nächste Klitschko-Kampf wird wieder spannend und ein boxerisch überlegener Klitschko lässt mich wieder gebannt vor der Glotze sitzen.