Klitschko gegen Pulev – Buisness as usual?

boxhandschuhAm Wochenende ist es wieder soweit, Wladimir Klitschko wird  seine inzwischen vier Titel der IBO, WBA, WBO und IBF erneut verteidigen. Wer das inzwischen noch nicht mitbekommen hat, der hat die letzten Tage wohl eher selten bis gar nicht RTL geschaut. Dort wird seit dieser Woche wieder massiv die Werbetrommel gerührt. Dabei gehören Klitschkos Kämpfe in den letzten Jahren eher zu den langweiligeren.

die fetten Jahre sind vorbei

Was waren das noch für Schlachten früher im Schwergewicht. Tyson vs. Holyfield, Lewis vs. Holyfield oder, einer der letzten wirklich großen Kämpfe im Schwergewicht, Lennox Lewis gegen Vitali Klitschko.

Von diesen fast schon legendären Duellen ist heute nicht mehr viel zu sehen. Auch wenn RTL alles versucht, um jeden Kampf des in Hamburg lebenden Klitschko zum absoluten „Must see“-Event hochzustilisieren, überzeugen die Kämpfe des gebürtigen Ukrainers meist mehr durch die perfekten Showeinlagen rund um den Ring als durch die boxerischen Aktionen im Ring.

Clinchen, Klammern, Drücken

Wladimir Klitschko die alleinige Schuld an dieser Situation zu geben wäre jedoch falsch. Er trägt eine Mitschuld keine Frage. Sein Boxstil hat sich über die Jahre aus Zuschauersicht eher zum Negativen hin entwickelt. Auf Grund seiner großen physischen Gelegenheit und der meist deutlich größeren Reichweite dominiert er seine Gegner aus der Distanz und setzt, schaffen diese es doch mal in den Infight, zum Klammergriff an.

Dies ist zwar eine sehr effektive Methode die Offensivaktionen des Gegners zu unterbinden und ihn Stück für Stück zu ermüden – schließlich legt Klitschko sich meist mit seinem gesamten Gewicht auf den Gegner – es führt aber ebenfalls dazu, dass immer mehr Boxfans sich vom Schwergewichtsboxen abwenden.

Seinen Höhepunkt erreichte das „Clinchspiel“ wohl im Kampf gegen Povetkin, als Klitschko überspitzt gesagt mehr Zeit auf seinem Gegner lehnend verbrachte als ihm gegenüberstehend. Kann man es dem Ukrainer übel nehmen? Eigentlich nicht. Sein Job ist zu gewinnen und das tut er mit Regelmäßigkeit seit über 10 Jahren. Vom 10. April 2004 datiert seine letzte Niederlage gegen Lamon Brewster.

Sieht so Unterhaltung aus?

Gleichzeitig lebt Sport aber auch davon, dass die Leute unterhalten werden. Es ist keine l’art pour l’art, Profisport ist knallharte Unterhaltung. Ist diese Unterhaltung nicht mehr gewährleistet, bleiben die Zuschauer weg. Davon ist Klitschko bisher zumindest noch nicht betroffen, auch wenn sich die kritischen Stimmen mehren.

Weitere Vorwürfe muss man aber auch den Weltverbänden und RTL machen. Den Weltverbänden dafür, dass sie Kämpfer wie Alex Leapai zu einem Weltmeisterschaftskampf gegen Klitschko zulassen. Damit hat man vielleicht der Geldbörse Leapais einen Gefallen getan, dem Boxsport aber sicherlich nicht.

Des Weiteren verliert auch RTL massiv an Glaubwürdigkeit, wenn solche Kämpfe stets mit Superlativen beworben werden. Natürlich, Klappern gehört zum Handwerk, besonders in der Medienbranche, aber es würde nicht schaden, wenn ein wenig sachlicher über die anstehenden Kämpfe berichtet werden würde. Die wenigsten Gegner, gegen die Klitschko in den letzten Jahren gekämpft hat, waren so stark, wie RTL sie gerne gemacht hätte.

Was bleibt, ist Hoffnung

Was bleibt ist die Hoffnung, dass eben jeder Pulev, der bisher in 20 Kämpfen noch nicht besiegt wurde, Klitschko endlich mal wieder alles abverlangen kann und den Zuschauern in der Halle und vor dem Fernseher einen Kampf bietet, den es sich zu schauen lohnt. Wie das geht haben unlängst Felix Sturm und Robert Stieglitz gezeigt.

Noch will ich die Hoffnung nicht aufgeben, dass das Schwergewicht mal wieder das wird, was es früher mal war. Die Königsklasse des Boxens.

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