Jon Jones auf Koks – Doping ohne Folgen?

Die letzten Wochen mangelte es ja definitiv nicht an interessanten Meldungen aus der UFC, was heute Nacht aber über die Äther geflogen kam, übertrifft alle Meldungen der vergangenen Wochen. Jon Jones, Halbschwergewichtstitelträger der UFC und momentan einer der besten Kämpfer der Welt, ist Anfang Dezember positiv auf ein Abbauprodukt von Kokain getestet worden. Die Folgen? Bis auf einen freiwilligen Aufenthalt in einer Entzugsklinik keine. Und das wirft einige Fragen auf.

Am 4. Dezember wurde Jones einem Dopingtest unterzogen, der später als positiv zurückkam. Da der Test außerhalb der eigentlichen Wettkampfphase stattfand und Kokain während dieser Zeit nicht(!) auf der Liste der verbotenen Stoffe steht, muss Jones zumindest seitens der NSAC keine Konsequenzen in Form einer Sperre befürchten.

Auch die UFC und Jones‘ Sponsor Reebok haben sich in ihren Statements hinter Jones gestellt und dem Champion volle Rückendeckung versprochen. Während einem Mensch natürlich immer eine zweite Chance eingeräumt werden sollte und Drogensucht definitiv Krankheitswert hat, mutet das ganze Gebaren der Protagonisten aus sportlicher Sicht doch etwas eigenartig an.

So stellt sich die Frage, warum Jones nach dem Bekanntwerden des Testergebnisses überhaupt noch zum Kampf zugelassen wurde? Die NSAC hat nach eigener Aussage durchaus die Möglichkeit, disziplinarische Maßnahmen gegen Sportler zu verhängen, entschloss sich aber anscheinend, keine zu verhängen. Und nicht nur dass, auch die Testergebnisse wurden erst veröffentlicht, als Jones‘ Kampf gegen Cormier vorbei war und der mediale Aufschrei dem finanziell durchaus lukrativen Event nichts mehr anhaben konnte.

Neben der NSAC steht, wenn man es genau nimmt, auch die UFC in der Pflicht. Wenn man sich daran erinnnert, wie Nick Diaz und Matt Riddle für den Konsum von Kanabis bestraft wurden, der kann über die Straffreiheit für Jones nur mit dem Kopf schütteln. Mag sein, dass er nicht direkt vor dem Kampf gekokst hat, aber mit Sicherheit während des Trainingslagers. Und auch wenn das wohl rein sportjuristisch kein Gesetzesverstoß zu sein scheint, moralisch ist es mit Sicherheit einer. Dass Geld die Welt regiert ist zwar nicht überraschend, wie fest es die Zügel in der Hand hält manchmal aber schon.

Sollte Jones bestraft werden? Meiner Meinung nach ja. Sollte ihm der Titel aberkannt werden? Ja, auch das.

Jones ist einer, wenn nicht der beste MMAler unserer Zeit, aber gleichzeitig ist er ein junger Mann, der als Vorbild für Millionen von Jugendlichen und Erwachsenen fungiert. Und wie jeder normale Mensch sollte auch ein Titelträger der UFC entsprechend bestraft werden, wenn er sich einen Fehltritt leistet.

Dass Jones die volle Unterstützung der UFC während seinem Entzug erhält, ist mehr als löblich und ich wünsche dem Menschen Jon Jones alles erdenklich Gute bei diesem Vorhaben. Rein sportlich gesehen würde die UFC aber einiges an Glaubwürdigkeit gewinnen, wenn sie Jones den Titel aberkennen würde, gerne auch mit dem Recht auf einen sofortigen Titelkampf, sobald er den Klinikaufenthalt erfolgreich abgeschlossen hat.

Auch von Jones selbst würde eine solche Entscheidung einigen Druck nehmen. Der Mann war der jüngste Champion der UFC, hat inzwischen mehr Geld verdient, als viele von uns in ihrem Leben jemals sehen werden und steht medial seit Jahren massiv unter Druck. Da wäre es wohl nicht die schlechteste Entscheidung, ihn etwas aus der Schusslinie zu nehmen. Seinem Vermächtnis würde das indes nichts ausmachen, wirklich große Persönlichkeiten entstehen dadurch, dass sie mit Rückschlägen umgehen können.

Ich für meinen Teil hoffe, dass Jones und die UFC die richtigen Entscheidungen treffen und wir „Bones“ irgendwann wieder im Octagon sehen werden. Warten wir ab, wie sich die Geschichte entwickelt.

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