Interview mit Oliver Copp – Teil 1

Oliver Copp ist redaktionell für die deutsche Vertretung von UFC.com verantwortlich, ein Mann der ersten Stunde und er übersetzt während der Liveübertragungen die Ecken der deutschen Kämpfer für das internationale Publikum. Mit Tobias Drews ist er die deutsche Stimme der UFC. Wir freuen uns, ihn für ein Interview gewonnen zu haben.

Hallo Oliver. Vielen Dank für die Interviewzusage, wie geht es dir aktuell?

OC: Alles bestens. Ich bin gerade für ein paar Tage in Deutschland und durfte wenigstens mal halbwegs schönes Wetter erleben hier – einen Tag lang.

Bevor Du MMA für Dich entdeckt hast, bist Du großer Wrestlingfan gewesen, kann man das so sagen?

OC: Das Wrestling hat auf alle Fälle den Grundstein gelegt, weil ich mich davor nie für Kampfsport irgendeiner Art interessiert habe. Ehrlich gesagt wusste aber keiner, dass aus diesem Einzelevent mal ein Sport werden würde. Wrestling war viele Jahre lang meine einzige Leidenschaft auf diesem Gebiet.

Ich war von Anfang an dabei. Viele, die mich länger kennen, wissen, dass ich früher jede Woche aus allen Ecken der Welt Videobänder nach Deutschland habe schicken lassen, um an den verschiedenen Wrestlingligen dranzubleiben. Normalerweise bekam ich jeden Montag die WWF- und WCW-Shows der Vorwoche zugeschickt. An einem schicksalsträchtigen Montag war ein drittes Band dabei, auf dem ein Zettel klebte, der besagte: „Oliver – you have to watch this“. Das war die Ultimate Fighting Championship… damals nur als einzelner Event geplant. Dass es über die Jahre so erfolgreich werden würde, konnte seinerzeit niemand ahnen.

Wann hast Du Wrestling für Dich entdeckt?

OC: So richtig nicht. Ich erinnere mich nur daran, dass mich Leute wie Jake Roberts, Randy Savage und Ricky Steamboat von der ersten Sekunde an begeistert hatten. Ich erinnere mich an die Szene, als Andre The Giant Hogan bei Piper’s Pit das Kreuz runterriss. Ich erinnere mich daran, wie Strike Force völlig überraschend die Hart Foundation entthronten. Ich erinnere mich an Wrestlemania 3 und die Fehde zwischen Savage und Steamboat. Das waren so die Anfangstage. Für meine Begriffe ist die Survivor Series 1987 immer noch der coolste Event, den ich je gesehen habe. Ich war immer ein großer Fan der Elimination Matches und ganz besonders der Tag Team Elimination Matches.

Als gebürtiger Texaner hast Du evtl. (wie die Amerikaner generell) ein anderes Verständnis für MMA und Pro Wrestling, als wir hier in Deutschland. Wie kannst Du Dir das erklären?

OC: Der Amerikaner als solches geht an neue Themen offener ran, als wir es hier in Deutschland tun. Dort heißt es: „Ui, schau‘ mal – geil“, während wir erst mal skeptisch sind. Dieser grundlegende Haltungsunterschied ist in meinen Augen der wichtigste Grund, warum diese beiden Märkte Wrestling und auch MMA so unterschiedlich sehen. Im Fall von Wrestling kommt noch dazu, dass es in den USA – gerade in den Südstaaten – seit 100 Jahren zum Kulturgut gehört. Zwar sehen viele Amerikaner auf Wrestlingfans herab, und Wrestling gilt nach wie vor als Unterhaltung für die Unterschicht, aber das ist Quatsch. Vielleicht ist der typische Wrestlingfan nicht so zahlungskräftig wie ein der typische Golffan, aber er konsumiert genauso jeden Tag. Gerade die Werbetreibenden hierzulande haben eine Hirnblockade, wenn es um Wrestling geht. Ich verstehe nach wie vor nicht, wieso das so ist. Wrestlingfans kaufen genauso Coca Cola, Kellogg’s, Nike, Ford und Persil wie Anhänger des Fußballs. Natürlich habe ich diese Diskussionen auch schon oft geführt, und das Argument ist immer, dass man seine Marke nicht in diesem Umfeld präsentieren will. Das ist in den USA anders.

Bevor Du in das MMA Fach gewechselt bist warst Du „Wrestling Journalist“. Deine Anfänge hattest Du (soweit ich weiß) beim „Wrestling Inside“ Magazin.

OC: Ich lernte Betty und Richard Frank Anfang 1990 bei einer Wrestling Show in Bayern kennen, die kurzfristig abgesagt wurde. Betty steckte mir einige Catch Magazine zu, und ich war begeistert davon. Nachdem mir das Schreiben schon immer Spaß gemacht hat, fing ich kurz danach an, für Betty zu schreiben.
Der Freundschaft mit Wolfgang Stach (Anmerkung der Redaktion: Chefredakteur des einzigen Wrestling Magazins in Deutschland) entwickelte sich im Laufe der Jahre organisch, und als ich mich dann 2003 der WWE wieder etwas mehr annäherte, intensivierte sich auch die geschäftliche Beziehung. Als Premiere die UFC ins Programm nahm, übernahm ich als Teil meines Engagements bei Premiere auch die Kurzberichterstattung darüber in PW und dann später die Berichterstattung in Ringside. Zwischen 2004 bis 2007 holten wir gemeinsam das WWE Magazin wieder nach Deutschland zurück, was ein ziemlicher Kampf war. Jedes Mal, wenn wir dachten, dass alles geritzt ist, gab es im englischen WWE Office oder im Hauptquartier in den USA wieder einen Wechsel an entscheidender Stelle. Die ersten eineinhalb Jahre engagierte ich mich dann, als es endlich soweit war, beim WWE Magazin, gab den Posten aber auf Wunsch der WWE Anfang 2009 auf, als ich die Kommentierung der UFC fürs DSF mit übernahm. Dann kamen zwei Jahre Fighters Only, und der Rest ist Geschichte.

Wie bist Du dann an die UFC gekommen?

OC: Entscheidend war die Tatsache, dass ich mit dem Sport mit gewachsen bin. Es gab Mitte der 90er Jahre, als das WWW gerade aufkam, eine Mailingliste namens „COMBAT-SPORTS“, auf der man sich – wenig überraschend – über Kampfsport austauschte. Darauf waren etliche Personen aktiv, die später zu MMA Legenden wurden, PRIDE aus der Taufe hoben oder nach dem Verkauf der UFC an Zuffa als Offizielle zur UFC gingen. Zur selben Zeit bekam ich von Nic Heldt vom WOW-Team die Gelegenheit, den Bereich Shootfighting auf der „World of Wrestling“- Hotline zu übernehmen, den ich dann zwei Jahre lang gemacht habe.

Nach dem Ende der WCW Ausstrahlungen im DSF wurde ich dann gefragt, ob ich nicht Lust hätte, an der Seite von Tobias Drews die in Kürze startenden UFC Übertragungen bei Premiere zu kommentieren. Die Antwort ließ nicht lang auf sich warten. Eine kleine Randnotiz: Unsere erste UFC trug die Nummer 39. Wahnsinn, wie die Zeit vergeht, oder? Wir kommentierten die PPVs der UFC zusammen, bis Zuffa den Vertrag mit Premiere aufkündigten. Wenn ich mich recht erinnere, war unser letzter Event dort der dritte Kampf zwischen Randy Couture und Chuck Liddell. Wir wechselten lückenlos zum britischen DVD-Anbieter FightDVD, wo es dann bis UFC 75 weiterging.

Die UFC merkte natürlich auch, dass sie in Deutschland ein Team hatte, auf das sie sich verlassen konnte. Die Premiere-Jahre wurden durch regelmäßige Berichterstattung in Power-Wrestling flankiert, die DVD-Jahre durch stark ausgedehnte Berichte in Ringside. Der Rückkampf zwischen Chuck Liddell und Tito Ortiz schaffte es sogar aufs Cover der Power-Wrestling – das erste Mal überhaupt, dass ein europäisches Magazin UFC-Kämpfer auf dem Titelblatt hatte. Ich flog in diesen Jahren auch regelmäßig zu den Events in Las Vegas, sodass die Offiziellen irgendwann mal mein Gesicht vor Augen hatten, wenn sie an Deutschland dachten. So hat sich im Laufe der Jahre eine super Zusammenarbeit entwickelt, die ich nicht mehr missen möchte.

Dann wurde die Deutsche Ausgabe von Fighters Only eingestellt….

OC: Das hatte zwei Gründe – einerseits wirtschaftliche, andererseits Zeitgründe. Als Wolfgang Stach und ich zum Start der UFC-Ausstrahlungen beim DSF die Köpfe zusammensteckten, entstand die Idee, ein MMA-Magazin auf den deutschen Markt zu bringen, für das man sich nicht schämen muss, wenn es einem Außenseiter in die Hände fällt. Wir wollten ein Magazin herausgeben, das Kampfsport und Lifestyle verbindet und sich optisch nicht vor einer GQ oder der Men’s Health verstecken muss.

Es liegt auf der Hand, dass so ein hochwertig produziertes Heft nur dann funktioniert, wenn man eine große Stückzahl davon verkauft. Das hat auch gut funktioniert, solange die UFC im TV zu sehen war. Als die BLM sich allerdings im April 2010 entschied, Sport1 das Senderecht für die Formate der UFC zu entziehen, bröckelten die Verkäufe langsam auf ein Niveau, auf dem das Heft nicht mehr annähernd kostendeckend weitergeführt werden konnte. Trotzdem hielt der Verlag noch ein Jahr am Heft fest, doch als dann immer noch nicht abzusehen war, wann die UFC wieder ins Fernsehen zurückkehren dürfte, wurde es Zeit, die Notbremse zu ziehen.

Ich hatte parallel schon ein halbes Jahr vorher die Entscheidung getroffen, meine Rolle als Chefredakteur zum Juli-Heft niederzulegen, weil ich bei ProSiebenSat.1 eine neue, noch einmal deutlich zeitintensivere Position angenommen hatte. Der britische Lizenzgeber von Fighters Only versuchte dann noch auf eigene Faust, das Heft weiterzumachen, aber daraus wurde nichts, nachdem sich niemand fand, der die redaktionelle Verantwortung übernehmen wollte.

Was kannst und möchtest du uns zu dem Verbot von UFC im Deutschen TV sagen?

OC: Für meine Begriffe ist es nicht die Aufgabe von Behörden oder bestellten Organen, über geschmackliche Dinge zu urteilen. Die Programme der UFC wurden in über 50 Fällen von den zuständigen Gremien geprüft und mehrheitlich ab 16 Jahren oder sogar ab 12 Jahren freigegeben. Sieben Jahre nach der Erstausstrahlung auf Premiere und ein Jahr nach dem Start beim DSF dann plötzlich zu finden, dass die Formate nicht sendefähig sind, erschließt sich mir nach wie vor nicht. Kampfsport ist schon immer ein Nischenprodukt gewesen in Deutschland, und viele Deutsche finden Kampfsport überhaupt nicht gut. Dabei handelt es sich aber um eine Frage des eigenen Geschmacks und nicht um etwas, das nach regulatorischen Entscheidungen schreit. Wer es nicht sehen will, soll umschalten – fertig.

Teil 2 folgt in wenigen Tagen!

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