Fury entthront Klitschko

„Wladimir hat zu wenig gemacht“, so das Fazit des älteren Klitschko-Bruders Vitali nach einem für die Familie Klitschko enttäuschenden Abend. Zuvor musste Wladimir Klitschko die erste Niederlage nach über 11 unbesiegten Jahren einstecken, was zum Verlust der IBF-, WBA-, WBO- und IBO-Titel führte. Die neuneinhalbjährige Regentschaft des jüngeren Klitschkos als Weltmeister im Schwergewicht fand gestern ein unerwartetes, aber nicht unverdientes Ende gegen den Briten Tyson Fury.

Klitschko, der seine letzten Kämpfe stets mit einem dominanten Jab kontrollierte, fand zu keiner Zeit richtig in den Kampf. Fury konnte der Führhand des Weltmeisters geschickt ausweichen und setzte seinerseits vereinzelte Treffer, während Klitschko so gut wie keine Fäuste ins Ziel brachte. Nur etwas über 50 Treffer Klitschkos fanden während der 12 Runde ihren Weg ins Ziel, während Fury es – in einem insgesamt wenig spektakulären Kampf – immerhin auf etwas über 80 brachte.

Das Team des Mannes aus Manchester hatte den Herausforderer dabei glänzend auf Klitschko eingestellt. Seines effektiven Jabs beraubt, gelang es dem Ukrainer auch nicht, seine harte Rechte ins Ziel zu bringen und Fury unter Druck zu setzen. Während des gesamten Gefechts konnte Wladimir sich nicht auf seinen beweglicheren Gegner einstellen, blieb passiv und verlor Runde um Runde. Dabei dürften ihm eventuell auch die Psychospiele des Engländers zugesetzt haben, der Klitschko nach jeder Runde mit ein paar netten Worten in seine Ecke verabschiedete und im Clinch auch immer wieder zum Hinterkopf des Weltmeisters schlug.

Was am Ende blieb, war ein verdienter Punktsieg des Herausforderers, den die Punktrichter mit 115-112(2x) und 116-111 – trotz eines Punktabzugs in Runde 11 – klar vorne sahen. Klitschko machte nach dem Kampf deutlich, dass man sich eine Klausel in den Vertrag habe schreiben lassen, die einen sofortigen Rückkampf ermögliche. Wie es aussieht, möchte der Ex-Weltmeister diese Möglichkeit auch nutzen.

An diesem Abend musste er aber, genau wie sein Bruder Vitali, dem neuen Weltmeister Tyson Fury gratulieren, was beide auch taten. „Du bist der Champion“, sagte Vitali dem Engländer, nur um ein „Heute Abend“ nachzuschieben.

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