Flut an SV-Kursen: Fluch oder Segen?

Nach den Vorfällen der letzten Monate, auf die wir an dieser Stelle ausdrücklich NICHT eingehen wollen, konnte man in den Sozialen Netzwerken ein seltsames Schauspiel beobachten. Wie aus dem Nichts sprossen auf einmal massenweise Angebote für SV-Kurse aus dem Boden. Doch wie nützlich sind diese Kurse überhaupt? Wir haben Pro und Contra gesammelt und wollen eure Meinung hören.

Pro

Auch wenn die Panikmache vor Gewalttätern, die vermeintlich hinter jeder Straßenecke auf ihre Opfer lauern, wohl etwas übertrieben sein dürfte, besteht gerade für Frauen in Großstädten durchaus die Möglichkeit, Opfer einer Gewalttat zu werden. Aus diesem Grund schadet es nicht, wenn zumindest rudimentäre Kenntnisse im Bereich Selbstverteidigung vorhanden sind, man weiß, wie man wohin zu schlagen hat und welches Verhalten vor eventuellen Übergriffen schützen kann. Gerade bei Mädchen ist es auch oft der Fall (natürlich nicht immer), dass sie durch ihre Sozialisation nicht gelernt haben, sich aktiv zur wehr zu setzen, einfach mal laut zu schreien oder jemanden zu schlagen. Hier können solche Kurse durchaus sinnvoll sein, um Hemmungen abzubauen. Zusätzlich können Techniken vermittelt werden, mit denen herkömmliche Alltagsgegenstände zu effektiven Waffen eingesetzt werden können, was in Notsituationen durchaus sinnvoll ist. Je nachdem wie fundiert die Ausbildung des Veranstalters ist, erfolgt auch eine Schulung in der Analyse bzw. Vermeidung von Gefahresituationen, die auch nützlich sein kann.

Contra

Schaut man sich die Veranstalter mancher Kurse an, kommt doch zumindest die Frage auf, wodurch sich mancher Trainer dazu berufen fühlt, Selbstverteidigungskurse anzubieten. Natürlich dürfte jeder aktive Kampfsportler, besonders, wenn er jahrelanges Training hinter sich hat, mehr Kampfsportwissen als der 08/15-Mann haben. Trotzdem muss die Frage erlaubt sein, was ihn genau zum SV-Spezialisten befähigt. Selbstverteidigung, die ohne Regularien einzig auf die Ausschaltung des Angreifers ausgerichtet ist, hat mit einer regulierten und meistens auf eine bestimmte Disziplin beschränkte Kampfsportart so viel Gemeinsamkeiten wie Tischfußball mit Fußball. Natürlich ist es sinnvoll, wenn man sich selbst verteidigen kann. Doch sollte man dabei, wie bei allen anderen Dingen im Leben auch, den Lehrern vertrauen, die das, was sie da anbieten, auch wirklich beherrschen und nicht auf der Welle der aktuellen gesellschaftlichen Ereignisse mitschwimmen wollen um ein paar Euros zusätzlich zu verdienen. Hier stellt sich jedoch die Frage: Wie soll ein Interessierter unterscheiden, ob ein Anbieter gut oder schlecht ist?

Fazit

SV-Kurse erscheinen vor allem dann nützlich, wenn sie von fachlich gut ausgebildetem Personal durchgeführt werden, so viel steht fest. Sie können dazu dienen Hemmungen bei den Teilnehmern abzubauen, das Selbstvertrauen zu stärken oder einfach den Blick für Gefahrensituationen zu schärfen. Wichtig sollte aber sein, dass man sich genau anschaut, wer diesen Kurs anbietet. Hier sollte man lieber ein paar Euro mehr in die Hand nehmen und einen versierten Trainer besuchen.

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