Das ist eine Geschichte, die gibt es im internationalen Sport wohl nicht allzu häufig und es ist mehr als bezeichnend, dass sich dieses Spektakel im Boxen abspielt. Vincent Feigenbutz, für viele eine der aufstrebenden Boxhoffnungen in Deutschland, wird am Samstag in einem Rückkampf die Boxhandschuhe überstreifen und gegen den Italiener De Carolis um den Weltmeistertitel der WBA kämpfen.
Feigenbutz hatte das erste Duell gegen den Italiener höchst umstritten Mitte Oktober in einem Kampf nach Punkten gewonnen, in dem viele De Carolis als klaren Gewinner sahen. Nachdem sich die Empörung nach ein paar Tagen gelegt hatte war klar, dass es einen weiteren Kampf der beiden geben würde. Der findet am kommenden Samstag statt und sollte eigentlich um den Interims-Titel der WBA gehen. Doch dem Boxverband ist es durch einen Schachzug gelungen, den Kampf zum WM-Kampf hochzustufen.
So wurde der bisherige Super Champion Andre Ward kurzerhand für angesetzt erklärt und der amtierende WBA-Weltmeister, der Russe Fedor Tschudinow, zum neuen Super-Champion erklärt. Die Folge: Der Titel des Weltmeisters ist wieder verfügbar und Interims-Titelträger Vincent Feigenbutz hat die Möglichkeit nachzurücken.
Während Feigenbutz damit vor der Möglichkeit steht, jüngster deutscher Boxweltmeister aller Zeiten zu werden, freut sich ein weiterer deutscher Boxer. Felix Sturm, der den WBA-Titel an Tschudinov verloren hatte, kämpft im Rückkampf dann nicht um den Weltmeistertitel, sondern direkt um den des Super-Champions.
Das Urteil, inwiefern diese Kämpfe angemessen sind, sollte jeder für sich selbst fällen. Eins ist aber klar, ein WM-Kampf lässt sich medial definitiv besser verkaufen als ein Kampf um den Interimstitel. Generell muss die Frage erlaubt sein, warum ein Boxverband letztlich drei Weltmeistertitel – Weltmeister, Interims-Titelträger und Super Champion – in einer Gewichtsklasse brauch, wenn nicht rein aus finanziellen Gründen. Dem Boxsport tut man mit dieser Politik wahrscheinlich keinen großen Gefallen.
