Die Fälle Leal und Abdusalamov – Zeit zum Nachdenken

Kampfsport ist ein harter Sport. Ein sehr harter Sport. Mitunter ist er vielleicht härter, als uns gut tut. Leider Gottes mussten in den letzten Wochen zwei Sportler, Boxer, erfahren, wie gefährlich Kampfsport sein kann.

Die Rede ist vom Mexikaner Francisco Leal und dem Russen Magomed Abdusalamov. Leal bezahlte den Kampf gegen seinen Landsmann Hilares, der ihn in der achten Runde mit schweren Treffern auf den Boden schickte, gar mit dem Leben. Während er noch im Ring zusammenbrach und per Trage sofort ins Krankenhaus gebracht wurde, verstarb er dort drei Tage später an seinen schweren Kopfverletzungen.

 Es bleibt zu hoffen, dass Abdusalamov dieses Schicksal erspart bleibt. Der Russe, der mit einer 18-0 Bilanz in den Kampf gegen Mike Perez ging, erlitt in diesem Schwergewichtskampf so harte Treffer, dass er nach dem Kampf auf Grund eines festgestellten Blutgerinsels im Kopf in ein künstliches Koma versetzt wurde.

Es sind solche Momente, in denen die Kampfsportwelt kurz zum Stehen kommt. In der Zuschauer, Medien und Sportler den Atem anhalten und darüber nachdenken, wem sie zujubeln, worüber sie berichten und welchen Gefahren sie sich aussetzen.

Letztlich weiß jeder, der an einer solchen Sportart partizipiert, egal ob aktiv oder in der Rolle des Zuschauers, worauf er sich einlässt. Doch wir verdrängen es, wie jubeln weiter unseren Helden im Ring und Käfig zu, messen uns mit unseren Gegnern und nehmen dabei schwere und schwerste Verletzungen in Kauf.

Warum? Da hat wohl jeder von uns seine eigenen Gründe. Vom „just bleed“-UFC-Fan bis zum C-Promi am Boxring, vom Amateurkämpfer bis zum Titelaspiranten, und vom Journalisten eines Online-Mazagins bis zum Autor des Sportteils der FAZ.

Insgesamt ist es auch die Entscheidung jedes Einzelnen. Wir sind (mehr oder minder) alle freie Menschen und können uns entscheiden, ob wir eine Sache tun oder nicht. Daher will und kann ich Kampfsport auch nicht verteufeln, dafür bin ich selbst zu sehr begeisterter Kampfsportler und interessierter Journalist. Die Faszination, die diese Sportarten auslösen, konnte ich persönlich als aktiver Sportler bei keiner anderen Sportart finden.

Doch würde es wohl nicht schaden sich die Gefährlichkeit unserer Sportarten des Öfteren mal wieder vor Augen zu führen. Dann, wenn Kämpfer kurz nach einer KO-Niederlage schon eine Woche später wieder auf der nächsten Veranstaltung antreten, Betreuer ihre unterlegenen Kämpfer aus falschem Stolz nicht aus dem Kampf nehmen oder Zuschauer nach „Soccerkicks“ und dem „wahren MMA“ ohne Regeln rufen.

Natürlich kann niemand solche Vorfälle wie bei Leal und Abdusalamov verhindern, doch man kann alles tun, um den Kämpfern eine größtmögliche Sicherheit zu gewährleisten. Denn letztlich wollen wir doch alle sportliche Duelle sehen, bei denen sich Sieger und Besiegter im Idealfall nach dem Kampf in den Armen liegen und nicht einer von beiden schwer verletzt ins Krankenhaus transportiert werden muss.

About The Author

Related posts