Cutman Christoph Tscharntke im Interview – Teil 2

Nachdem Teil 1 des Interviews mit Cutman Christoph Tscharntke letzte Woche veröffentlicht wurde, folgt heute der zweite Teil. Viel Spaß beim Lesen.

Boxhaus: Meiner Einschätzung nach gibt es da draußen wohl einige Leute, die sich durchaus für den „Beruf“ des Cutman interessieren. Wie findet man den Einstieg in diese Welt?

Christoph: Es ist schwer den richtigen Einstieg zu finden. Es gehört auch immer etwas Glück dazu.

Das wichtigste sind wie überall im Leben auch hier die Kontakte. Denn die richtigen Menschen können auch helfen schneller zum Einsatz zu kommen. Ich bin wie schon oben erwähnt, durch einen sehr guten Freund dazu gekommen und dann ist es wie in jedem anderen Beruf auch die Mundpropaganda. Wenn man gute Arbeit macht dann spricht sich sowas rum. Gerade im Boxen wo sich die meisten untereinander kennen, kann das sehr schnell gehen sowohl positiv als auch negativ.

Man kann natürlich auch versuchen gerade in den ganzen Netzwerken im Internet auf sich aufmerksam zu machen und mit etwas Glück auf die richtigen Leute zu treffen. Es ist sicherlich nicht von Nachteil, wenn man auf sich aufmerksam macht.

Boxhaus: Kommen wir auf deine Ausrüstung zu sprechen. Was braucht man als Cutman alles am Ring, außer dem obligatorischen Kühleisen?

Christoph: Also ich persönlich habe Ausrüstung dabei, wo die meisten denken, ich würde die Welt einmal zu Fuß umrunden wollen. Jeder sollte für sich entscheiden wie er an die Sache rangeht. Ich bin immer so vorbereitet, dass wenn der schlimmste Fall eintritt ich sofort darauf angemessen reagieren kann.

Meine Ausrüstung besteht zum einen aus einem Notfallrucksack, indem befindet sich alles für den absoluten Notfall. Also Venenzugänge, Infusionen, größeres Verbandsmaterial, Blutzucker und Blutdruckmessgeräte usw. Das kann ich natürlich nur benutzen wenn die entsprechende Ausbildung dafür habe. Des Weiteren habe ich 2 Koffer bei, der eine enthält alles was ich zum tapen benötige und der andere alles was ich zur Versorgung des Kämpfers am Ring brauche. Wie du schon erwähnt hast benötig ein Cutman das berühmte Kühleisen, welches ich mit weiteren Dingen in einer Kühlbox transportiere. Um die wichtigsten Dinge einmal aufzuzählen die Notwendig sind, würde ich sagen:

Mullbinden und Tapeband für die Hände, eine scharfe Schere, sterile Tupfer und Wattestäbchen, Gummihandschuhe, Händedesinfektion Kühleisen, ein sauberes Tuch um das Gesicht des Kämpfers zu reinigen, Vaseline und ein Eisbeutel. Viele warten jetzt bestimmt, dass ich sage und Adrenalin, doch ich muss sagen das ich da immer ganz große Bauchschmerzen habe. Ich persönlich benutze es, aber ich habe auch die Ausbildungen dazu um es anwenden zu dürfen. Ich kann nur meine Meinung sagen, alle die nicht die Wirkungsweise, Nebenwirkungen, Zusammensetzung dieses Medikamentes kennen bitte lieber die Finger davon lassen. Es ist ein hochgefährliches Mittel, welche wir im Rettungsdienst zu Wiederbelebung vom Patienten nutzen. Eine positive Eigenschaft ist diese, dass sich die Gefäße verengen und dadurch kommt es zu einem Stillstand der Blutung. Man darf jedoch nie vergessen, dass auch Nebenwirkungen auftreten und diese sollte man kennen und vorher den Ringarzt informieren, dass man mit Adrenalin arbeitet um die nötigen Gegenmittel auch vor Ort zu haben.

Boxhaus: Stehst du nur bei Boxkämpfen in der Ecke oder konntest du auch erste Erfahrungen im MMA oder anderen Kampfsportarten sammeln?

Christoph: Momentan konnte ich nur Erfahrungen bei Boxkämpfen/ Kickboxkämpfen sammeln. Ich wäre allerdings auch offen für MMA Kämpfe und würde mich sehr freuen, wenn ich dort auch Kämpfer betreuen darf. Ein Cut ist ja im MMA kein anderer als im Boxen oder Kickboxen. Es ist überall die gleiche Art und Weise wie man vorgehen sollte.

Boxhaus: Gab es schon die ein oder andere „Berühmtheit, für die du in der Ecke standest?

Christoph: Naja Berühmtheit ist jetzt relativ also ich würde eher sagen nein. Für die Region aus der ich komme also alles rund um Berlin ist Nick Klappert sehr bekannt und den betreue ich bei seinen Kämpfen am Ring und auch schon lange davor. Aber wenn wir mit Berühmtheiten jetzt Vitali Klitschko meinen dann muss ich leider nein sagen.

Boxhaus: Wie wird man als Cutman eigentlich engagiert? Melden sich die Kämpfer direkt bei dir oder kommt ein Veranstalter auf dich zu und bucht dich?

Christoph: In den meisten Fällen ist es so, dass sich die Kämpfer bei mir direkt melden, entweder auf Facebook wo ich unter Cutman Christoph Tscharntke zu finden bin oder sie rufen mich direkt an. Von Kollegen habe ich gehört, dass sich auch Veranstalter melden und anfragen.

Boxhaus: Abschließend eine letzte Frage: Wenn du dir einen Kämpfer aussuchen könntest bei dem du dann in der Ecke stündest, wer wäre das?

Christoph: Ich würde sehr gern in der Ecke von Wladimir Klitschko stehen und ihn betreuen, dass wäre mein größtes Ziel. Er ist absolut sympathisch und nicht abgehoben oder arrogant. Die Ecke betreut allerdings ein Kollege von mir Jacob Duran. Und er ist auch in meinen Augen der beste Cutman der Welt. Wir beide sind Mitglieder der ICA. Diese ist eine Organisation für Cutman, welche hohe Qualitätsstandarts erfüllen und sich regelmäßig weiterbilden.

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