Boxen – Wachablösung im Schwergewicht?

Fast auf den Tag genau vor sechs Monaten geschah das, was viele Boxexperten für beinahe unmöglich hielten: Wladimir Klitschko verlor seine WM-Titel an den Briten Tyson Fury, nachdem der Ukrainer über elf Jahre unbesiegt geblieben war. Jetzt sind es noch etwas mehr als sechs Wochen, bis Klitschko die Gelegenheit bekommt, „seine“ Titel wieder zurückzuholen.

Wenn der 40jährige Klitschko in der Manchester Arena in Manchester am 9. Juli  zum zweiten Mal gegen Fury in den Ring steigen wird, ist es das erste Mal seit über zehn Jahren, dass der Ukrainer ohne Weltmeistergürtel antritt. Dass dies auch das letzte Mal sein wird, dafür möchte Klitschko an diesem Abend sorgen. Wer das erste Duell der beiden gesehen hat, darf aber zumindest leichte Zweifel hegen, ob es ihm gelingen wird.

Überraschend deutlich war die Überlegenheit des Briten, der Klitschko mit seinen eigenen Waffen schlug und seine Reichweite optimal ausnutzte. Der schlagstarke damalige Weltmeister konnte den Herausforderer in keiner Phase wirklich unter Druck setzen, sodass am Ende eine klare Punktentscheidung für Fury zu Buche stand. Natürlich wäre es ein Fehler, einen Mann vom Kaliber eines Klitschkos, der ein gesamtes Jahrzehnt die dominante Figur im Schwergewicht und einer der dominantesten Weltmeister aller Zeiten war, abzuschreiben. Wenn er seine Taktik im Rückkampf aber nicht umstellt, dürften die Chancen auf eine gelungene Revanche jedoch nicht allzu groß sein.

Klitschko selbst dürfte sich dessen durchaus bewusst sein, umso interessanter ist die Frage, mit welcher Taktik er diesmal in den Ring steigt. Geht es nach WBC-Schwergewichtschamp Deontay Wilder, hat Klitschko gute Chancen Fury auszuknocken, wenn er diesmal aggressiver zu Werke geht. Wilder selbst sollte seinen WBC-Titel eigentlich gegen den Russe Alexander Povetkin verteidigen, dieser Kampf ist jedoch wegen einer positiven Dopingprobe des Russen geplatzt, sodass sich Wilder seinen nächsten Gegner selbst aussuchen darf. Der in 36 Kämpfen ungeschlagene US-Amerikaner gehört zur neuen Generation der Schwergewichtskämpfer, die schon auf das Ende der Klitschko-Ära lauern. Und er ist nicht der Einzige.

Neben Wilder, immerhin 10 Jahre jünger als Klitschko, gilt auch der Olympiasieger von 2012, Anthony Joshua als kommender Superstar im Schwergewicht. 16 Kämpfe bestritt der 27jährige Joshua seit seinem Olympiasieg im Profilager, alle davon konnte er per (T)KO für sich entscheiden. In knapp einem Monat wird der Brite seinen IBF-Weltmeistertitel erstmals gegen Dominic Breazeale verteidigen. Sollte ihm das gelingen, dürfte auch er ganz oben angreifen.

Ein weiterer Mann, der plötzlich wieder ganz oben dabei ist, ist David Haye. Der 35jährige Brite, der nach seiner Niederlage gegen Wladimir Klitschko 2011 vom aktiven Boxen zurückgetreten war, konnte auch seinen zweiten Kampf nach seiner Rückkehr schnell per TKO für sich entscheiden. Damit ist Haye ebenfalls ein heißer Kandidat für kommende Titelkämpfe im Schwergewicht.

Ob Wladimir Klitschko dabei noch eine Rolle spielen wird, ist zumindest unsicher. Kann er sich die Weltmeistergürtel der WBO, WBA und IBO von Tyson Fury zurückholen oder kommt es endgültig zu Wachablösung im Schwergewicht? In sechs Wochen wissen wir mehr.

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