Boxen – Quo vadis?

Am Wochenende gelang es einem der letzten verbliebenen „Altstars“ des deutschen Boxens, seinen Weltmeistergürtel ein weiteres Mal zu verteidigen. Jürgen Brähmer zog die Boxhandschuhe an, setzte sich in seinem 50. Profikampf klar nach Punkten gegen Eduard Gutknecht durch und konnte den WBA-Titel zum sechsten Mal hintereinander verteidigen.

Neben Brähmer, der, wie die Bild-Zeitung vermeldet, sich von nun an auch als „Teilzeit-Trainer“ um Tyron Zeuge kümmern wird, gibt der deutsche Profi-Markt aktuell nicht mehr so viel her, wie in früheren Tagen. Natürlich, mit Arthur Abraham und auch Felix Sturm haben wir noch zwei klanghafte Namen, die Zeit der großen Boxgalas scheint aktuell jedoch beendet.

Alle drei genannten Boxer sind über 35 Jahre alt und es ist davon auszugehen, dass sie keine fünf Jahre mehr in den Ring steigen werden. Betrachtet man die nachkommende Generation, bleibt festzuhalten, dass momentan niemand in Sicht ist, der Abraham, Brähmer und Co. kurzfristig ersetzen könnte. Natürlich, mit Culcay, Zeuge, Feigenbutz usw. gibt es durchaus talentierte Boxer im Profilager, vor allem Letzterem sollte man jedoch noch ein wenig Zeit gönnen, sich zu entwickeln, wie die beiden Kämpfe gegen Giovanni de Carolis zeigten. Einen Mann vom Schlage eines Abrahams zu ersetzen, dass dürfte Stand jetzt noch keinem der drei gelingen, auch wenn sie mittelfristig oben angreifen können.

Der Ausflug von Sat. 1 ins Kickboxen hat gezeigt, wie sehr vor allem Kampfsport mit bekannten Namen verknüpft ist. Fehlen diese, sinken die Zuschauerzahlen und das Interesse der Sender an der entsprechenden Sportart schwindet. Dazu kommt, dass sich die Zuschauer langsam aber sicher an ihren „alten Helden“ satt gesehen haben, wie die fallenden Einschaltquoten der letzten Kämpfe zeigen. Niederlagen oder zumindest fragwürdige Punkteurteile tun ihr Übriges dazu.

Was dem deutschen Boxen momentan fehlt, ist ein großer Name. Woher der kommen soll, das ist die Frage. Deutschland verfügt über starke Amateurboxer, die durchaus in der Lage wären, auch im Profibereich für Furore zu sorgen. Der Übergang vom Amateur- zum Profilager scheint sich jedoch schwierig zu gestalten. Hilfreich könnte eine weitere Förderung des Amateurboxens sein. Eine Förderung, die Anreize für die jungen Sportler schafft, ihrem Sport lange treu zu bleiben und eventuell ins Profilager zu wechseln. Fraglich ist, ob z.B.die Öffnung der Olympischen Spiele für Profis nicht genau das Gegenteil bewirkt.

Eine schnelle Lösung für dieses Problem wird es wohl kaum geben. Letztlich bleibt uns als Zuschauern nur die Hoffnung, dass es den Verantwortlichen gelingt, die Weichen wieder so zu stellen, dass wir auch nach dem Abtreten von Brähmer, Abraham und Co. zumindest mittelfristig noch viele hochkarätige Boxabende mit deutscher Beteiligung genießen können. Ganz wie in den glorreichen 90ern und 2000ern.

 

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