Boston verbietet MMA-Events für unter 16jährige – was denkt ihr über Kinder bei MMA-Veranstaltungen?

Manchmal wünscht man sich als deutscher MMA-Fan ja die Probleme der amerikanischen „Kollegen“. Während wir hier massiven Repressalien aus Politik und Gesellschaft ausgesetzt sind, Events nur sehr ungern gesehen werden, die TV-Übertragung komplett verboten ist und Schlagzeilen über MMA meist mit den Wortern „Blut, Käfig, menschenverachtend“ in Zusammenhang gebracht werden, schlagen sich die Amerikaner gerade mit einem für uns geradezu banalen Problem herum.

Wie nach der UFC-Vorstellung in Boston bekannt wurde, wird für alle zukünftigen Events, welche von der UFC in der Heimat der Harvard Universität und des MIT abgehalten werden, ein Regelung gelten, dass Zuschauer unter 16 Jahren nur in Begleitung von Erwachsenen ihren Weg in die Halle finden dürfen. Gut, denkt man sich als deutscher MMAler, an und für sich ja nichts schlimmes.

Gewaltdarstellung, und das ist MMA auch, lässt sich ja auch nur recht schwer mit Jugendschutz vereinbaren, also ist diese Entscheidung aus Sicht eines Mitteleuropäers mindestens nachvollziehbar, egal wie man in der Sache dazu steht. Jenseits des großen Teichs sieht die Sache jedoch schon wieder etwas anders aus, wie wir heute in einem Artikel auf der beliebten und von uns auch sehr geschätzen MMA-Seite cagepotato.com lesen konnten.

Der Autor des Artikels sieht in dem Verbot einen Rückfall in alte MMA-Zeiten, als der Sport MMA mit einem asozialen Publikum und möglichst viel roher Gewalt gleichgesetzt wurde.


Lassen wir die (vor allem hinsichtlich der Stellung von Jugendlichen im Rechtssystem der USA teilweise nachvollziehbare) Argumentation des Autors sowie die recht hohe Altersgrenze von 16 Jahren mal beiseite und stellen uns die einfache Frage: ist MMA für Kinder und Jugendliche (zum Zuschauen) geeignet? Auch in Deutschland gibt es Events, bei denen man Eltern mit ihren 3-10 Jahre alten Kindern sieht, die begeistert am Ring oder Käfig sitzen und zuschauen, wie zwei erwachsene Menschen sich gegenseitig möglichst effektiv außer Gefecht setzen wollen. 

Ich will hier keinesfalls die Moralkeule schwingen, ich bin selbst begeisterter MMAler und mein „Nebenjob“ bringt es mit sich, dass ich inzwischen schon eine Vielzahl von Events selbst besucht habe. Doch muss ich Kinder, deren körperliche und, was meist vergessen wird, mentale Entwicklung bei Weitem noch nicht abgeschlossen ist, wirklich mit zu solche einer Veranstaltung nehmen?

Ich bin zwar kein ausgebildeter Kinderpsychologie, habe aber genug Wissen über die verschiedenen Entwicklungstheorien der menschlichen Psyche, dass ich sagen kann, dass die neutrale Darstellung, von der Gesellschaft nicht geächteter Gewalt für sich in der Entwicklung befindliche Kinder durchaus negative Folgen in deren Sozialisation mit sich bringen kann.

Kinder und Kampfsport passen gut zusammen, wenn die Kinder ihn selbst ausüben und mehr als eine Art Spiel sehen, sich mit einem Kontrahenten auf körperlicher und geistiger Ebene zu messen. Die Anwesenheit bei Veranstaltungen, auf denen es zu einer expliziten Darstellung von Gewalt kommt sollte meiner Meinung nach vom Staat erst dann erlaubt sein, wenn er Mensch in seiner Entwicklung gefestigt genug ist, einvernehmliche Gewalt wie sie im MMA statt findet zu verstehen und sie nicht ins tägliche Leben als angemessene Möglichkeit der Problemlösung zu übertragen.

Ich für meinen Teil schüttel innerlich auf jeden Fall immer den Kopf, wenn ich kleine Kinder auf Mamas Schoß sehen, kaum 2m vom Käfig entfernt, in dem gerade ein Kämpfer einen Gewitter aus Ellbogen und Schlägen auf seinen am Boden liegenden Gegner regnen lässt. Dabei stellt sich mir immer die Frage, was schlimmer wäre: dass das Kind das Gesehene schlecht findet und es sich trotzdem anschauen „muss“ oder dass es das Gesehene für gut bewertet und die Kämpfer weiter anfeuert. Beide wäre auf seine Art erschreckend.

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