Blitzinterview mit Samoht Schletterer: Österreichischer Staatsmeister bis 66kg

Heute im BOXHAUS-Interview Samoht Schletterer. Amtierender Österreichischer MMA Staatsmeister im Federgewicht bis 66kg. Seit 2011 hält der Tiroler seinen Titel und erzählt uns ein wenig von seinem ereignisreichen Titelkampf, seine Reha danach und seinen Plänen für die Zukunft außerhalb der Österreichischen Szene.

Boxhaus:Hallo Samoht. Erst einmal danke dass du die Zeit für uns gefunden hast.
Fangen wir gleich einmal mit einer etwas allgemeineren Frage an, wie bist du denn zum Kampfsport gekommen?
Samoht Schletterer: Angefangen habe ich mit Kickboxen, die ganz normale Laufbahn, erst Leicht- und dann Vollkontakt. Das habe ich relativ lang gemacht und bin dann irgendwann zum Thaiboxen gegangen. Immer wenn es mir zu langweilig wurde bin ich eine Stufe Härter gegangen und bin jetzt beim MMA. Und da geht halt nicht mehr.

Momentan bist du österreichischer Staatsmeister.
Auf diesen Kampf würden wir gerne etwas näher eingehen. Uns ist zu Ohren gekommen das du dich in der ersten Runde gleich am Knie verletzt hast. Was genau ist passiert?
Es war ein Kreuzbandriss, nach etwa einer halben Minute in der ersten Runde musste ich mich aus einem Fußhebel befreien  und ich vermute dass es dabei passiert ist. 10-15 sec. später habe ich einen Kick versucht und dabei gemerkt dass mein Bein einknickt. Den Bänderriss selbst habe ich nicht gespürt.

Das führt gleich zur nächsten Frage. Der Kampf ging über die volle Distanz von fünf mal fünf Minuten. Hattest du nicht unglaubliche Schmerzen, oder nimmt man das im Kampf gar nicht so wahr?
Also Schmerz war während des Kampfes überhaupt keiner da. Es war nie so: „Da tut was weh, da ist jetzt irgendetwas kaputt“, sondern ich wollt aufstehen und weiter kämpfen und dachte mir „was ist jetzt  los ich kann nicht mehr stehen“. Ich habe versucht einen Highkick zu landen und bin nach hinten umgefallen, hatte keinen Stand mehr und das Knie begann zu flattern. Ich habe aber trotzdem so gut es ging weitergekämpft.

Wie war es denn in der Rundenpause wenn der Körper sich kurz entspannen konnte?
Es war kein Problem, dass ich das Bein nicht mehr verwenden konnte. Ich bin in der Pause in die Ecke gegangen und habe mich in keiner Weise gesorgt. Es war nie der Gedanke „ich habe mir was gerissen, da ist was kaputt“ sondern ich konnte eben nicht mehr auf einem Bein stehen und wusste ich muss jetzt die Kicks weg lassen, und mehr war es nicht. Ich hatte auch das Glück einer fähigen Ecke mit Phillip Schranz und Pippo Loicht und die ließen sich nichts anmerken.

Wie hat denn deine Ecke auf das ganze reagiert? Habt ihr die Taktik umgestellt?
Nicht aktiv, nicht so dass ich etwas gemerkt habe. Ob die Ecke sich gesagt hat „jetzt konzentrieren wir uns auf die Fäuste “ weiß ich nicht. Aber es war nie so dass sie gesagt haben „weil das und jenes nicht geht, machst du es jetzt etwas anderes“ sondern sie gaben mir klare Anweisungen und die habe ich dann ausgeführt.

Erst mal Respekt dass du unter diesen Umständen noch gewinnen konntest. Wie lange hast du denn gebraucht um dich von diesem Kampf wieder voll zu erholen?
Der Kampf war im September, und bis zur OP im Januar, habe ich meine Beinmuskulatur aufgebaut damit ich nach der OP schneller wieder fit bin und war dann Ende Juni schon wieder Kampfbereit.

Hast du je, einen Gedanken daran verschwendet das du vielleicht nicht mehr wettkampffähig sein könntest?
Nein! Das war nie ein Thema. Ich war schon einige Male verletzt, d.h. Verletzungen wird man gewohnt, und es ist eher ein Ansporn. Das Feine in der Verletzungsphase ist, dass man keinen Stress hat. Man muss nicht auf einen Wettkampf hin trainieren, sondern man hat mehrere Monate Zeit und kann sich sein Training perfekt einteilen. Ich hatte eine Phase für Ausdauer, eine für Kraft und  eine eigene Phase zum stärken der Bänder. Ich hatte für alles genügend Zeit und fühlte null Stress. Es war nie das Thema ob es nicht „hin haut“. Ich habe mir gesagt bis Juli bin ich wieder da und das hat auch perfekt hin gehauen. Ich hatte das Glück einer professionellen Reha hier in Innsbruck und das hat mir viel geholfen.

Gut. Soviel zu deinem Kampf erstmal. Wie sieht die Zukunft aus? Wie wir gehört haben bist du auf der Suche nach neuen Gegnern, und dabei ist auch das Wort „England“ gefallen. Ist der nächste Halt deiner Karriere im Ausland?
Das ist mein Ziel! In Österreich ist das Problem dass es in meiner Gewichtsklasse dem Federgewicht,  nur wenige Gegner gibt. Ich bekomme zwar Kämpfe aber nur eine Gewichtsklasse höher. Die suchen im Endeffekt einen leichteren Gegner für ihren Mann. Ich muss mir selber nichts mehr beweisen und deshalb kann ich es mir aussuchen und ich kämpf nicht mehr gegen schwerere solange es nicht irgendeinen Anreiz gibt. Wenn es um einen Gürtel geht oder das Angebot stimmt dann kämpfe ich natürlich auch bis 70kg. Aber nur damit ich gekämpft habe,  gegen einen schwereren, das mach ich nicht mehr.

Samoht, bei den Recherchen zu dir sind wir auf die Seite der WKF (World Kickbox Federation) Austria gestoßen. Auf dieser (ein link dazu findet ihr am Ende des Artikels) gibt es ein Ranking. Dort wirst auf Platz 17 in der Welt gehandelt, was denkst du wenn du so etwas liest?
(Er lächelt) Das habe ich ehrlich gesagt gar nicht gewusst. Also in Österreich bin ich im Federgewicht erster, weil ich Titelhalter bin. Im Leichtgewicht dritter, weil ich da auch schon gekämpft hab. Ist jetzt zwar toll, aber es bringt mir im Endeffekt  nichts in dieser oder jener Liste an der und der Position zu sein. Das sagt einfach nicht viel aus. Wichtig ist der nächste Kampf und wichtig ist das letzte Ergebnis und alles andere ist für mich total uninteressant.

Stichwort nächster Kampf: in Deutschland gibt es immer mehr größere Veranstaltungen und Ligen beispielsweise die Superior FC, hast du Ambitionen dich in die Richtung zubewegen?
Ja. Mein Coach hat schon einige Kontakte geknüpft und wir sind ständig auf der Suche nach Kämpfen. Das Problem ist dass ich nur Fights bis 70kg angeboten bekomme, bis 66kg gibt es anscheinend keine Gegner. Das glaub ich zwar nicht ganz aber na ja.

Dann wünschen wir dir weiterhin viel Erfolg und viele interesante und spannende Kämpfe.Wir bedanken uns sehr für das Interview und werden deine Laufbahn natürlich im Auge behalten um deine Fans auf dem laufenden halten zu können.

WKF Austria-Ranking

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