Zu Besuch bei: Firat Arslan

 

Der Name Firat Arslan sollte jedem Kampfsportler geläufig sein. Die Liste seiner Titel ist lang und derzeit befindet er sich auf Platz 1 der Weltrangliste. Am 14.September Boxt er um den WM-Titel. Für Boxhaus nimmt er sich die Zeit darüber zu reden und über vieles mehr.

 

Boxhaus: Hallo Firat! Erstmal vielen Dank, dass du dir die Zeit für das Interview nimmst. Fangen wir gleich an. Du bist seit April bei Sauerland unter Vertrag. Was hat sich in seit dem geändert und wie hat sich der Wechsel auf deine Karriere ausgewirkt?

Firat Arslan: Also mit meinem Team hat sich gar nichts geändert. Sportmäßig hab ich jetzt einen Kampf für Sauerland bestritten, das war sehr professionell. Das ganze Umfeld von Sauerland hat sehr professionell gearbeitet und ich bin Nummer eins in der Weltrangliste und jetzt am 14. September ist der Kampf gegen Marco Huck anvisiert und auch da haben sie Wort gehalten. Den Vertrag bei Sauerland hab ich nur unterschrieben, weil mein Ziel die Weltmeisterschaft ist und nicht nur einen Vertrag zu haben. Bis jetzt kann ich nur sagen, ist die Zusammenarbeit sehr professionell von Seiten Sauerlands und es wurde bisher alles eingehalten, was gesagt worden ist und das ist für mich entscheidend.

Boxhaus: Am 27.April fand der Kampf gegen Varol Vekiloglu statt, den du trotz relativ kurzer Vorbereitungszeit recht souverän gewonnen hast. Jetzt geht es um den WM-Titel gegen Marco Huck. Wie schätzt du ihn aktuell ein?

Firat Arslan: Gut was soll ich sagen, Marco hat im letzten Kampf, das hat man gesehen, gegen Ola Afolabi top Leistung gebracht und das wird er mit Sicherheit auch im Kampf gegen mich bringen. Nichtsdestotrotz glaube ich nach wie vor an meinen Sieg, es wird mit Sicherheit ein harter Kampf. Es war auch der erste Kampf hart, aber ich glaube nach wie vor, dass ich ihn besiegen werde. Wir werden abwarten müssen. Ich bin keiner, der groß reden möchte. Ich werde mich gut vorbereiten, er wird sich gut vorbereiten und dann werden wir im September sehen, wenn der Kampf steigt.

Boxhaus: Bereitest du dich auf Marco Huck speziell vor? Gibt es einen speziellen Trainingsplan?

Firat Arslan: Egal für welchen Gegner, ich bereite mich immer 100% vor, ich geb alles was ich geben kann und für Marco werden wir natürlich noch weitere Videoanalysen machen und den ersten Kampf nochmal exakt Schritt für Schritt durchzugehen aber plus minus bin ich auf der richtigen Seite gelegen mit meiner Taktik. Die Frage ist natürlich was wird er umstellen, aber wichtig ist für mich, was ich mache. Ich muss mich nach mir richten und nicht nach Marco.

Boxhaus: Im März hast du an Stafan Raabs Wok-WM teilgenommen, das ist ja nun vom Boxen sehr weit entfernt, wie kam es dazu?

Firat Arslan: Das lief alles über einen Freund von mir, Oliver Wetzstein, der hat den Kontakt hergestellt und mich gefragt, ob ich für das türkische Team starten würde, weil die keinen Einzelfahrer hatten und ich hab gesagt kein Problem, ich kanns nicht aber ich machs und es war lustig.

Boxhaus: Wirst du nächstes Jahr wieder mitmachen?

Firat Arslan: Es kommt drauf an. Zu der Zeit stand ich noch nicht bei Sauerland unter Vertrag da war kein großer Kampf im Raum gestanden. Wenn dem so ist möchte ich kein großes Risiko eingehen und mich irgendeiner Verletzungsgefahr aussetzen. Ich hatte bevor ich den Vertrag bei Sauerland unterschrieben habe in Ischgl bei einem Kartrennen zugesagt, hab das aber doch abgesagt. Mein Trainer ist für mich gefahren. Du brauchst dir nur die Hand verletzen oder sonst irgendwas und ich möchte nicht, dass so eine Kleinigkeit so eine große Wirkung hat, dass ein großer Kampf ausfällt. Deswegen denk ich, dass ich große Risiken nicht unbedingt eingehen werde solange ich noch aktiver Boxer bin.

Boxhaus: Du engagierst dich seit langer Zeit für diverse Wohltätigkeits- und Jugendhilfsprograme. Aktuell gibt es die Aktion Durchboxen, erzähl uns ein bisschen was darüber!

Firat Arslan: Aktion Durchboxen ist in Esslingen, das macht Erik Fuhrmann, der unter anderem mit den Jugendlichen ein Projekt macht. Zwischen Schule und Boxen und durch das Boxen will man den Ehrgeiz der Jugendlichen und der Kids fördern und ihnen Disziplin beibringen. Diese Aktion habe ich angenommen, weil Erik Fuhrmann, der die Jugendlichen trainiert ein langjähriger Freund aus Amateurzeiten von mir ist. Erik ist ein toller Mensch, der den Jugendlichen etwas mitgeben kann und darum habe ich mich als Schirmherr für diese Aktion gerne zur Verfügung gestellt. Erik Fuhrmann ist, denke ich, der Richtige dafür, weil er sich seine Erfolge durch harte Arbeit erkämpfen musste. Ich denke er ist in der Lage den Jugendlichen genau das zu vermitteln: man muss nicht immer der Talentierteste sein, sondern wenn man fleißig ist kann man unheimlich viel erreichen. Ich selbst habe das durch meine Karriere bewiesen, ich habe am Anfang von keinem der großen Trainer Anerkennung bekommen und letztendlich haben sie  alle nach vielen Jahren ihre Meinung über mich ändern müssen. Am Anfang haben sie gesagt: „Der kommt nirgends hin!“ Und ich bin Weltmeister geworden, ich bin zur Zeit sogar Nummer eins in der Weltrangliste mit 42. Ich denke, wenn man wirklich fleißig ist, nicht gleich aufgibt und seine Ziele verfolgt -glaube ich- dann kann man viel bewegen, das möchte ich den Jugendlichen mit auf den Weg geben.

Boxhaus: Man sieht und hört immer wieder, dass du derartige Programme unterstützt, was motiviert dich dazu?

Firat Arslan: Ganz ehrlich: mich motiveiert überhaupt Menschen etwas zurück zu geben. Ich bin Moslem, aber letztendlich gibts für mich auf der ganzen Welt nur einen Gott und ich bin als Moslem geboren, ich lebe den Islam. Aber ob Christ, ob Moslem, ob Jude oder ob Buddhist spielt für mich keine Rolle. Für mich bedeutet Glaube an Gott in erster Linie Glauben an die Gerechtigkeit, an das Gute und aufgrund meines Glaubens als Moslem sag ich zu mir der liebe Gott hat mir so viel geholfen, egal wie viel ich gearbeitet habe. Fakt ist, dass mein Glaube, letztendlich die Kraft von Gott, die Hand von oben mich dahin gebracht hat. Ich möchte irgend etwas zurückgeben und was kann ich dem lieben Gott zurückgeben außer den Menschen Gutes zu tun und das bewegt mich, das ist mein Motivationsgrund. Menschen die Hilfe benötigen diese auch zu geben, weil ich sie auch benötigt hab und ich hab sie auch bekommen, vom lieben Gott. Das ist auch meine Energie, meine Kraft für meine Kämpfe. Viele fragen woher nimmt er die Kraft, wo nimmt der die Motivaion her? Mein Glaube gibt mir die Kraft und die Motivation.

Boxhaus: Aktuell ist Fastenzeit. Wie vereinst du diese mit deinem Trainingsplan? Ist das überhaupt möglich?

Firat Arslan: Das geht natürlich im Profisport nicht, aber ich muss dazu sagen, dass wenn es berufsbedingt oder gesundheitsbedingt nicht geht, das sagt dir auch jeder Vorbeter, dann musst du auch nicht fasten, das würde nicht funktionieren. Ich kann ja unmöglich, wenn ich frühs trainiere, wenn ich hart trainiere fasten. Da muss ich Energie zuführen, du kannst kein Auto fahren ohne Benzin, das funktioniert nicht und nach dem Training und während des Trainings ohne Wasser? Ich schwitz fast fünf Liter Wasser raus, wenn ich das zwei Tage machen würde dann wäre ich krank! Dann würde der Kampf wiederrum platzen, das geht nicht und ich kann nicht zur ARD oder zu Sauerland sagen: „Leute, September vergesst es, ich hab Fastenzeit!“ Das funktioniert einfach nicht. Die Fastenzeit ist nicht um sich zu schaden, sondern eigentlich find ich das was Schönes, es ist ein Willenstest. Es geht um Disziplin und Disziplin erfordert das ganze Leben.

Boxhaus: Nun, diesen „Willenstest“ begehst du als Profisportler das ganze Jahr über, oder?

Firat Arslan: Ich hab das ganze Jahr über eine gewisse Disziplin, die ich an den Tag legen muss, wenn meine Profilaufbahn zu Ende ist werd ich auch fasten und das wird für mich auch keine Leidenszeit weil ich muss sagen, ich kann entbehren und ich kann verzichten. Das hab ich all die Jahre müssen und von daher gesehen wär es für mich das kleinste Problem. Ich persönlich finde die Fastenzeit eine gute Sache, weil es von den Menschen Disziplin erfordert, aber letztendlich nochmal: Ich bin Moslem, ich stehe zu meinem Glauben, habe auch in meinem Team, wie auch außerhalb Freunde, die nicht Moslems sind und das spielt für mich absolut keine Rolle. Wichtig ist, dass der Mensch reinen Herzens ist. Nicht als was wir auf die Welt kommen, sondern was wir tun. Unsere Taten entscheiden, ob ein Mensch gut oder schlecht ist.

Boxhaus: Wie ändert sich denn der Ernährungsplan in den letzten zehn Wochen?

Firat Arslan: Wenn ich den Termin zehn Wochen vorher kenne, lasse ich Süßigkeiten weg. Zum einen muss ich das Gewicht bringen, es macht es leichter, wenn man die Süßigkeiten weglässt. Punkt eins. Punkt zwei: wenn man sich vollstopft mit Süßigkeiten, dann hat man kein Appetit auf die Nahrung, die eigentlich wichtig für den Körper ist. Der Zucker in den Süßigkeiten ist auch eine Energie, aber nur eine kurz anhaltende Energie. Ich kann mir nicht leisten mich von kurzanhaltender Energie zu ernähren. Das Training dauert 2,5 Stunden und es folgt ja noch eine zweite Einheit. Wenn die Kohlenhydratspeicher leer sind, weil ich nur schlechtes gegessen habe, wäre das für einen Sportler nicht sinnvoll. Wenn du dich mit guten, energiereichen und lang anhaltenden Kohlehydraten mit Ballaststoffen ernährst, kannst du den ganzen Tag mit der Energie aushalten und das ist der Grund, warum ich Süßigkeiten weg lasse. Du kannst in der Formel 1 kein Diesel tanken. Jedes Mal wenn ich trainiere, möchte ich vom Körper Höchstleistung. Aber um zu erwarten musst du auch etwas geben. So ist das im ganzen Leben.

Boxhaus: Trainierst du das ganze Jahr über hart durch, um auch kurzfristig Kämpfe annehmen zu können?

Firat Arslan: Nein das hab ich früher gemacht, weil ich unerfahren war. Ich hab früher das ganze Jahr versucht auf nem Toplevel zu sein, das funktioniert nicht. Du kannst niemals das ganze Jahr auf einem Toplevel sein, du kannst einen guten Level haben, aber Wettkampfform kannst du kein Jahr durchziehen. Wettkampfform kannst du vielleicht zwei Tage vor dem Kampf und zwei Tage nach dem Kampf haben. Du musst als Profi am Tag X deine Bestleistung abrufen, da spielt es keine Rolle ob du zehn Wochen davor schlechter bist als ein Amateursportler, das ist die Kunst im Profisport, dass du auch dem Körper die Ruhe gönnst und wenn es drauf ankommt musst du eben bereit sein. Die großen Trainier in Deutschland wissen genau, dass Training wird härter, je näher der Kampf kommt. Von der Intensität könnte das kein Mensch das ganze Jahr durchhalten. Klar, jetzt sind es noch knappe neun Wochen und es wird von Woche zu Woche intensiver und nur so funktioniert das auch. Wenn ich jetzt schon so hart trainieren würde, wie ich in der letzten Woche trainieren muss, das würd ich gar nicht durchstehen.

Boxhaus: Du hast als einer der Ersten angefangen mit dem neuen 7Punch Handschuh und den anderen Produkten der Reihe zu arbeiten, was ist dein persönlicher und ehrlicher Eindruck?

Firat Arslan: Ich arbeite mit 7Punch zusammen, das ist eine top Marke, die haben qualitativ hochwertige Artikel .Ich hab die Handschuhe angezogen und allein schon von der Passform sitzen die Handschuhe sehr gut. Das ist entscheidend! Ich würde nie mit einer Firma überhaupt werben, oder irgendwas machen, wenn ich von der Qualität selbst nicht überzeugt wär.

Boxhaus: Vielen Dank für das Interview, die letzten Worte gehören dir!

Firat Arslan: Ich bedanke mich bei Allen, die mich in meiner Laufbahn unterstützt haben und wünsche allen Boxsportfans am 14.September einen Riesenkampf zwischen Marco und mir.

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