Der Fall Braulio Estima – gerecht oder übertrieben?

DSC_0106Wer sich ein wenig für die Welt des Brazilian Jiu Jitsu interessiert, der hat wohl mitbekommen, dass Braulio Estima, einer der größten Stars der Szene, auf Grund eines Dopingvergehens seitens des Internationalen BJJ-Verbandes weltweit für zwei Jahre von der Teilnahme an allen IBJJF-Turnieren ausgeschlossen wurde. Bei einer Dopingprobe kurze Zeit nach den BJJ-Mundials wurde bei ihm die verbotene Substanz DMAA nachgewiesen, ein Stoff, der immer noch in einer Reihe von Nahrungsergänzungsmitteln enthalten ist.

Vor einigen Jahren ist DMAA, auch bekannt unter dem Namen Methylhexanamin, auf dem Markt der Nahrungsergänzungsmittel eingeschlagen wie eine Bombe. Eine Reihe von Trainingsboostern enthielten dieser Stoff, der Fokus und Antrieb vor dem Training verbessern sollte. Nachdem es zu einer Reihe von Zwischenfällen mit Booster, die diese Substanz enthielten, kam, ist der Stoff in weiten Teilen Europas und seit 2013 auch in den USA verboten. Insbesondere in den Staaten konnte DMAA bis dahin aber noch als Zusatz von Nahrungsergänzungsmitteln verwendet werden.

Estima gibt an, dass er nach seinem letzten Kampf bei den Weltmeisterschaften nicht mehr auf die Ernährung geachtet und Essen und Trinken von anderen Personen zu sich genommen hätte. Eines dieser Produkte hätte anscheinend DMAA enthalten. Nun kann man den Aussagen Estimas folgen oder nicht, er wäre jedenfalls nicht der Erste, der auf Grund von Verunreinnigungen einen positiven Dopingtest abgeliefert hat.

Hier stellt sich die Frage, ob die Dopingrichtlinien, die an die Athleten gestellt werden, noch verhältnismäßig sind. So enthalten viele Nahrungsergänzungsmittel Stoffe, die auf der Dopingliste der Internationalen Anti-Doping-Agentur stehen. Nun kann man natürlich von einem Leistungssportler verlangen, dass er genauestens darauf achtet, was er zu sich nimmt. Andererseits sind auch Leistungssportler nur Menschen, die vor allem nach einem absolvierten Wettkampf mental nicht immer 100% auf der Höhe sind. In Deutschland können Sportler als Informationsquelle auf die Kölner Liste zugreifen – eine Datenbank des Olympiastützpunkt Rheinland, die eine Vielzahl von Produkten auf ihre Inhaltsstoffe hin überprüft hat. Ob man aber in jeder Situation seines Privatlebens immer daran denkt, ob man diesen oder jenen Energiedrink jetzt zu sich nehmen darf oder nicht, scheint zumindest für Sportler aus weniger lukrativen Sportarten fraglich.

Gleichzeitig bleibt Doping selbstredend eines der schlimmsten Vergehen im Profisport. Die Frage, wie man diese Diskrepanz zwischen dem Wunsch nach einem sauberen Sport einerseits und der ausufernden Reglementierung des Lebens für die Sportler auflösen kann, darf trotzdem gestellt werden. Denn kein Leistungssportler hat es verdient, nach dem Konsum des falschen Getränks für zwei Jahre von seinem Sport ausgeschlossen zu sein, wie es jetzt Braulio Estima passiert ist. Eventuell sollte hier über eine Abstufung des Strafsystems nachgedacht werden.

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