10 Tipps für eine bessere Beinarbeit – Teil 2

Und weiter geht es im Programm. Nachdem wir die ersten fünf Punkte für eine bessere Beinarbeit betrachtet haben, nehmen wir heute die nächsten in Angriff.

Dabei spielt es keine Rolle, ob ihr schon erfahrene Amateur-Boxer seid, oder gerade erst angefangen habt…

Jeder kann sich das eine oder andere zu Herzen nehmen und damit seine Beinarbeit spürbar verbessern.

6. Stellt die Beine nicht so weit auseinander

Wir kennen alle das Kommando „geht in Kampfposition“…doch viele übertreiben da bei der Haltung der Beine. Kampfstellung heißt ja nicht nur, Arme hoch und Deckung…nein, die Kampfposition hat auch viel mit den Beinen zu tun.
Achtet darauf, dass eure Beine nicht zu weit auseinander stehen. Probiert es mal aus…stellt euch erst einmal mit breiten Beinen hin, und ein weiteres Mal mit engerer Haltung…und nun ne Runde Schattenboxen.
Sind die Beine zu weit auseinander, verbraucht der Körper viel mehr Energie und man hat gleichzeitig einen eingeschränkten Raum um sich zu bewegen.
Sind die Beine enger beieinander ist es spürbar einfacher große Schritte zu machen und sich ordentlich zu drehen. Man hat viel mehr Bewegungsfreiheit…

Ganz davon abgesehen, je weiter die Beine auseinander stehen, umso belastender ist es für diese, den Körper zu tragen.

Ein ganz einfacher Hinweis eurer Beine, dass diese zu weit auseinander stehen ist, dass es selbst dann ermüdend oder anstrengend ist, wenn ihr still steht.

Ein kleiner Tipp wenn ihr immer wieder bemerkt, dass eure Beine zu weit auseinander stehen:
Verbindet eure beiden Beine mit einem elastischen Seil, welches euch eine Grenze bietet und ihr nicht in Versuchung kommt, die Beine zu weit auseinander zu stellen.

Wieder einmal gilt aber auch hier: Das ist keine goldene Regel! Keiner verbietet euch, in einem weiten Stand zu kämpfen. Viele Boxer nutzen hin und wieder eine weitere Haltung der Beine…aber gerade für Anfänger ist es sinnvoll die Beine enger stehen zu lassen, um technische Grundlagen einfacher zu lernen.

Viele Anfänger machen den Fehler breiter zu stehen aus einem einfachen Grund…sie wissen noch nicht, wie sie ihr Gewicht ordentlich mit dem Boden verankern sollen. Das Gefühl sagt ihnen dann, ok…so fall ich nicht um. Aber das liegt nicht daran, dass sie so eine bessere Balance haben…ganz im Gegenteil, sie sind aus der Balance und das einzige was sie dadurch bewirken ist, dass sie vermeiden umzufallen.
Kurz gesagt: Sind die Füße weit auseinander verbessert es nicht die schlechte Balance, es verschleiert sie lediglich.

Nur weil man nicht umkippt heißt es nicht, dass man in einer guten Balance steht.

Hat man die richtige Stellung und die Beine näher beieinander wird man quasi vom Körper dazu gezwungen, auf sein Gleichgewicht zu achten.

7. Macht kleinere Schritte

Beinarbeit beim Boxen bedeutet nicht „rein und raus gehen“…sondern mehr „gerade so rein und raus gehen“.
Viele Anfänger machen große Schritte und begeben sich immer wieder in eine gefährliche Zone.
Eine gute Beinarbeit legt so wenig Distanz wie möglich zurück…
Man sollte immer versuchen so nah wie möglich am Rande der Reichweite zu bleiben.
Verschwendet nicht zu viel Energie mit dem weit vom Gegner weg hüpfen und dann wieder in ihn rein gehen…
Je mehr Zeit und Energie man mit dem Bewegen der Beine aufwendet, umso weniger Zeit und Energie hat man um die Arme einzusetzen.

Und nutzt die gesamte Reichweite eurer Arme! Streckt man den Arm einen cm weiter raus, verbraucht dies weniger Energie, als wenn man den Körper einen cm weiter nach vorne bewegen muss.

Ganz egal wie flink und athletisch ihr seid…wenn ihr große Schritte macht, der Gegner aber kleinere…dann ist dieser immer den entscheidenden Tick schneller als ihr.
Große Schritte brauchen mehr Zeit und mehr Energie…
Kleine Schritte hingegen kosten weniger Energie und sind einfacher zu kontrollieren.

8. Lernt zu laufen!

Ja, ja…ich weiß…viele Trainer sagen immer, dass man aufhören soll zu laufen und eher das „Hüpf und zieh den hinteren Fuß nach“ üben soll. Natürlich…macht ja auch Sinn…aber viele Anfänger sollen noch mehr können als das.
„Laufen“ ist eine der natürlichsten Formen des Bewegens für unseren Körper. Wenn man dies richtig macht, dann ist im Ring das Laufen die geschickteste Art und Weise um sich an seinen Gegner anzupirschen und ihm aus dem Weg zu gehen.
Der größte Nutzen vor allem ist…Laufen verbraucht sehr, sehr wenig Energie.
Natürlich kann man das laufen nicht mit dem vergleichen, was wir täglich tun…auf dem Weg zur Arbeit oder ins Gym…lauft im Ring mal, anstatt zu „bouncen“. Nutzt eure Beine und entspannt euren Oberkörper.
Ihr werdet merken, wie viel Kontrolle ihr über eure Hüften habt, ihr könnt in jeder Situation ganz einfach eure Hüfte drehen ohne viel Energie aufzubringen.

Versucht beim nächsten leichten Sparring einmal, um euren Gegner herum zu „Laufen“ und nicht zu tänzeln…wenn ihr nicht mehr in der Reichweite seid um euren Gegner zu treffen, lauft zu ihm…wenn er euch angreift, lauft relaxed zurück…ihr müsst nicht immer zurück springen…
Alleine wenn ihr entspannt zurück „geht“ liefert ihr eurem Gegner kein solides Ziel und somit nehmt ihr dem Schlag einen Haufen Power…
Ein gutes Beispiel, das mir gerade in den Sinn kommt ist der Kampf im MMA zwischen Anderson Silva und Forrest Griffin. Silva geht die meiste Zeit einfach zurück…generell sah man ihn oft ohne Deckung im Rückwärtsgang…die Treffer die er da einkassierte hatten kaum noch Kraft und keine Wirkung.

Auch wenn das „bouncen“ im Ring absolut cool aussieht…ihr werdet merken, dass euch ein richtig guter Gegner gegenüber steht, wenn dieser euch in Grund und Boden „läuft“ und gelassen unter euren Schlägen hindurchgleitet.

9. Dreht euren Fuß!

Normalerweise zeigt die Fußspitze nach vorne…das ist ganz normal. Die Richtung in welche eure Fußspitze zeigt, ist die Richtung in welche man sich am einfachsten bewegen kann.

Ganz klar, der Fuß zeigt meist nach vorne, also ist die Vorwärtsbewegung einfach…es wird aber dann „schwer“, wenn man sich Rückwärts bewegen möchte.

Ich versuche das ganze mal etwas einfach zu beschreiben…wenn man sich beim Boxen rückwärts bewegen möchte, ist die erste (auch richtige!) Bewegung: Wir drücken uns mit dem vorderen Fuß zurück.
Wie gesagt, daran gibt es nichts auszusetzen…das ist richtig so…aber es ist nicht die schnellste Variante.

Merkt euch…wohin auch immer euer Fuß zeigt…dorthin will euer Körper gehen!

Daher probiert mal folgendes, wenn ihr einen Schritt zurück gehen möchtet, dreht euren vorderen Fuß zuerst nach innen…das ganze hört sich zwar so an, als würde es viel länger dauern, da ich ja erst meinen Fuß drehe, bevor ich zurück gehe.
Aber in Wirklichkeit ist das eine sehr gute Methode, denn…in dem Moment wenn ich meinen Fuß drehe, beginnt mein Körper in die Richtung des Fußes zu „fallen“. Auch wenn es theoretisch zwei Schritte sind…drehen und Schritt…so wird es definitiv weniger Energie verbrauchen.

Überlegt es mal ganz einfach…der Körper kippt beim Laufen in die Richtung der Füße…deshalb setzen wir automatisch einen Fuß vor den anderen…um nicht umzufallen.

Ein ganz einfacher Fakt der menschlichen Anatomie. Der Trick ist also, zeigt mit der Fußspitze in die Richtung in die ihr euch bewegen möchtet! Wenn ihr die Richtung verändern möchtet, dann dreht euren Fuß einfach in diese Richtung.
Sobald man verstanden hat wie die Füße funktionieren, wird einem bewusst, dass es viel einfacher ist, rein und raus zu gehen wenn man die Füße in diese Richtung dreht und relaxed dorthin „geht“ anstatt sich zu stoßen.

Kurz gesagt: Dreht euren Fuß in die Richtung in die ihr euch bewegen möchtet und lasst euren Körper entspannt dorthin „fallen“.

10. Macht die Deckung runter!

So…der letzte Tipp ist eher für die Fortgeschrittenen. Anfänger sollten ihn noch nicht zu Herzen nehmen!

Warum also die Deckung runter nehmen???
Ihr müsst den Mittelpunkt eures Gleichgewichts mehr in die Mitte verlagern um die Beinarbeit zu verbessern.
Je mittiger die Achse der Schwerkraft liegt, umso einfacher könnt ihr euch in alle Richtungen bewegen ohne aus der Balance zu kommen…
Denn um eine gute Beinarbeit zu beherrschen, muss man die obere Körperhälfte im Griff haben.

Der schwerste Teil der Beinarbeit ist es, den Oberkörper in der Balance zu halten.

Je mehr Spannung und Energie in eurem Oberkörper steckt, umso leichter fällt man aus dem Gleichgewicht…und je größer der Oberkörper, umso leichter…ihr wisst was ich meine.
Und warum ist das so? Ganz einfach…der obere Teil des Körpers ist ein „Gewicht“ das genau auf dem Mittelpunkt eures Gleichgewichts liegt.

Anstatt also bei den Bewegungen eine hohe Deckung zu nutzen, welche den Mittelpunkt des Gleichgewichts nach oben versetzt, versucht eure Hände ein wenig tiefer zu halten.
Ihr müsst die Hände ja nicht komplett nach unten hängen lassen…aber vielleicht eher auf der Höhe des Kinns und des Brustkorbes anstatt auf der Höhe der Stirn.

Wenn ihr so also den Schwerpunkt des Oberkörpers verlagert, habt ihr viel mehr Spielraum was die Balance betrifft…und könnt so weitaus einfacher den Kopf und Oberkörper bewegen.

Achtet mal bei einem Profikampf darauf…viele Boxer tänzeln durch den Ring mit den Händen unten…an den Körperseiten. Der Grund ist ganz simpel…sie nutzen ihre Hände um die Kopfbewegungen und schnelle Beinarbeit auszubalancieren.

Aber wie gesagt…das ganze sollte man erst probieren, wenn man die Grundkenntnisse der Beinarbeit beherrscht und generell eine gute Deckung hat.

Ich hoffe die 10 Tipps helfen euch dabei, eure Beinarbeit zu verbessern und noch mehr Spaß am Boxen, MMA oder was auch immer zu haben.

Habt ihr Wünsche für weitere Tipps? Dann freuen wir uns auf eure Kommentare.

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